Originaltitel: THE RETURN

USA/F/I/GB/Griechenland 2024, 117 min
FSK 16
Verleih: Piffl

Genre: Abenteuer, Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Ralph Fiennes, Juliette Binoche, Charlie Plummer

Regie: Uberto Pasolini

Kinostart: 27.11.25

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Rückkehr nach Ithaka

Kollidierende Erwartungen

Da liegt er dann nach langen, gefahrvollen Jahren des Krieges um Troja und des Herumirrens auf den Meeren wieder am heimischen Strand. Angespült als Schiffbrüchiger und Fremder. Nackt und unerkannt. Noch. Denn natürlich wird Odysseus sich bald wieder in seine angestammte Königswürde kleiden können. Und bekommen, was ihm zusteht.

Zusteht? Es ist vielleicht der reizvollste Interpretationsansatz, den jetzt Uberto Pasolinis Film RÜCKKEHR NACH ITHAKA aufmacht. Die Frage, was einem zusteht und was man tun darf oder tun muß, um es zu bekommen. In Homers „Odyssee“, diesem grandiosen Gesang, der heute immer noch so fesselnd ist wie eh und je, ist diese Frage inexistent. Was einem Menschen zusteht und was nicht, entscheiden dort allein die Götter. Die indes in Pasolinis Filmadaption so absolut gar keine Rolle mehr spielen. Moderne Zeiten eben, aber das geht in Ordnung. Ohnehin wird hier ja „nur“ jener finale Teil des Epos’ erzählt, in dem Odysseus nach Ithaka zurückkehrt. Nicht ruhmreich und nicht mit Gefolge, sondern vom Schicksal geschlagen und allein. Daß seine Frau Penelope trotzig auf die Wiederkehr des zu lange schon Vermißten hofft, hat dabei vor allem mit dieser Bande an Freiern zu tun, die, um sie buhlend, in patriarchaler Anmaßung ihr Haus okkupieren. Was auch für Sohn Telemachos zunehmend gefährlich wird.

RÜCKKEHR NACH ITHAKA konzentriert sich ganz auf den Konflikt kollidierender Erwartungen. Die von Penelope, die ihres Sohnes, die der Freier – und die des Odysseus. Der sich hier indes gar nicht so sicher ist, was er eigentlich erwarten darf. Wie gesagt: eine reizvolle Setzung. Die Pasolini in der Umsetzung dann aber nur bedingt in den Griff bekommt. Schuldet sich einem alten Problem: Archaik und Psychologie vertragen sich nur bedingt. Und so schippert die Inszenierung etwas unentschlossen zwischen den beiden Polen – und verliert dabei prompt an Fahrt.

Daß Ralph Fiennes als Odysseus das gut auffängt, gehört freilich unbedingt erwähnt. Denn was dem Film nur partiell gelingt, schafft der Schauspieler mit Bravour: besagte Pole in Ausgleich zu bringen. Mit beeindruckend physischer Präsenz und psychologisch nuanciertem Charakterspiel schafft Fiennes das Porträt eines Mannes, der des Blutvergießens müde ist. Und der dann doch dazu verdammt ist zu zeigen, wie gut er es beherrscht.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

Rückkehr nach Ithaka ab heute im Kino in Leipzig