D/Spanien 2025, 97 min
Verleih: Eksystent
Genre: Drama
Darsteller: Marie Bloching, Anton Weil, Proschat Madini, Laura Balzer, Jane Chirwa
Regie: Sarah Miro Fischer
Kinostart: 08.01.26
Allein in diesem PLAYER öffnen sich mindestens zwei Horizonte für den Umgang mit einem – fürs Kinopublikum geraume Zeit mutmaßlichen – sexuellen Übergriff. Die eigentliche Tat drängt weder in SORRY, BABY noch in SCHWESTERHERZ nach vorn. Es geht um Nachwirkungen, Risiken, das „Wie weiter?“ Im Debüt von Sara Miro Fischer wird ein Polizist den wesentlichsten Unterschied zwischen beiden Filmen benennen. Es sei äußerst selten, sagt er, daß eine dritte Person anwesend ist. Die dritte Person ist Rose. Und auch die Darstellerin der Rose, Marie Bloching, macht einen Unterschied.
Man wähnt sich anfangs in einem Werk, das böse Menschen gern als „typisch deutsch“ brandmarken. Denn es passiert – nichts. Die pure Alltagsbeobachtung. Szenen einer Wehe. Rose schlägt in Not bei ihrem Bruder auf, eine Trennung ist der Grund. Bei Sam hat sie eine Schulter, einen zarten Anker, Platz für die eigene Verwirrung. Bis demnächst. Eines Nachts hört sie aus Sams Zimmer Geräusche, die nach Liebemachen klingen, bevor etwas rumpelt und Rose eine Frau wahrnimmt. Als stille Silhouette. Nachdem Rose Post bekommt, könnte es lauter werden zwischen ihr und Sam, doch es bleibt aus. Die polizeiliche Vorladung unterminiert ihr nach innen gewandtes Verhalten, nach und nach aber auch die so stabil wirkende Beziehung zum Bruder. Es verwundert nicht, denn Rose selbst ist nicht stabil. Und nun behauptet jene Frau aus jener Nacht, Sam hätte sie vergewaltigt.
Wie spielt man doppelt leise Zweifel? Bloching zeigt es auf packende Weise. Sie macht SCHWESTERHERZ plötzlich zum Ereignis. Und am Schluß? ALLES IST GUT. Nein, das war ein anderer, sehr starker Film zum Anlaß.
[ Andreas Körner ]