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Silvia Prieto

Situationskomödie zwischen Parodie und Tiefsinn

Silvia Prieto ist die Geschichte einer Frau, die von der Idee besessen ist daß es noch eine andere gibt, die genauso heißt, wie sie.

Silvia (twenty-something) sieht ein, daß sie irgendwie ziellos durchs Leben driftet und beschließt an ihrem 27. Geburtstag, ganz von vorn anzufangen: sie nimmt einen Job in einer Bar an, kauft sich einen Kanarienvogel und hört auf zu rauchen. Aber einige Eigenartigkeiten wollen nicht verschwinden: Sie führt genau Buch über die Anzahl an Tassen Kaffee, die sie serviert, klaut gelegentlich und kauft sich immer wieder Hühner, die sie fanatisch zerkleinert - vier Hühner in 48 Stücke - und in den Kühlschrank packt. Bald wird sie der neuen Arbeit überdrüssig und kündigt. Sie lernt Brite kennen, die für ein Waschmittel gleichen Namens wirbt. Diese wiederum, hat ein Verhältnis mit Silvias Ehemaligen Marcelo begonnen und bringt sie mit ihrem Ex-Mann Gabriel zusammen, der sich als Schulfreund von Marcelo entpuppt. Dann macht sie mit ihrem Kanarienvogel einen Ausflug ans Meer, wo sie einen Italiener kennenlernt, der ihr ungewollt sein Armani-Jacket überläßt. Als sie schließlich entdeckt, daß es eine zweite Silvia Prieto gibt und sie nicht einmalig ist, beginnt ihre fragile Welt aus den Fugen zu geraten. Silvia entwickelt eine bizarre Besessenheit, die "andere" aufzuspüren...

Die Situationskomödie mit sechs Figuren wechselt zwischen Komik, Parodie und Tiefsinn. Regisseur Rejtman meditiert mit bewußt leichtem Ton über die Frage, was es bedeutet - und auch nicht bedeutet - man selbst zu sein. Die fast erwachsenen Figuren wollen arbeiten, heiraten, eine Familie gründen, Kinder haben und an die Zukunft denken. Silvia Prieto verteidigt die Obsessionen der Figuren, die Zufälle und die Notwendigkeit, daß gerade sie das Leben zum Laufen bringen. Rejtman läßt seinen Figuren eine wohltuende Portion Menschlichkeit, und so äußern sie denn ihre Ansichten über den Lauf der Dinge, über Verpflichtungen und Vorlieben in Gegenwart und Vergangenheit, über Eintagsliebeleien und die problematische Zukunft.

Argentinien 1998, 92 min
Verleih: Kinemathek

Genre: Drama

Darsteller: Rosario Bléfari, Mirtha Busnelli, Valeria Bertucelli

Regie: Martín Rejtman

Kinostart: 16.12.99

[ Anne Riordan ]