Originaltitel: SOURCE CODE

USA/F 2011, 93 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Science Fiction, Action

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright, Russell Peters

Regie: Duncan Jones

Kinostart: 02.06.11

27 Bewertungen

Source Code

Wenn Déjà-vus tödlich enden

Colter Stevens erlebt den Horror: Er wacht im Zug auf (okay, weniger schlimm), wird von einer unbekannten, attraktiven Frau liebevoll begrüßt (wohl verkraftbar) – und steckt im Körper eines fremden Mannes (schon prekärer). Kaum hat sich Stevens halbwegs orientiert, explodiert ein Sprengsatz (ganz bitter). Keine Überlebenden.

Augenblicke später: Stevens kommt zu sich, eine dezent unterkühlt wirkende Uniformierte informiert ihn über den „Source Code.“ Mit Hilfe dieser Technologie ist es möglich, in andere Menschen zu schlüpfen, exakt acht Minuten vor deren Tod. Held wider Willen Stevens soll so das Attentat verhindern, man schickt ihn zurück in den Zug, zum ersten von unzähligen weiteren Malen. Stück für Stück erarbeitet sich der Kampfpilot Wissensvorsprünge, hat immer acht Minuten Zeit, Informationen zu sammeln. Und stirbt dabei, wieder und wieder.

Nun wäre diese an sich kaum revolutionäre Idee vielleicht im banalen Hollywood-Niemandsland versumpft, doch der Regiestuhl war zum Glück mit Duncan Jones besetzt. Und der durch sein Langfilmdebüt MOON sehr positiv Aufgefallene macht nicht bloß vieles richtig, sondern teils etwas wirklich Großes draus. Jones dreht so gnadenlos wie perfekt an der Spannungsschraube, findet mitreißende Bilder, führt seinen Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal zur für Genreverhältnisse grandiosen Leistung. Was das Skript zusätzlich unterstützt, indem es die Damen an Gyllenhaals Seite zu Stichwortgeberinnen degradiert, obgleich dies im Falle eines schauspielerischen Schwergewichts wie Vera Farmiga einiges Unverständnis bezüglich ihrer geschickten Rollenwahl hervorruft. Andererseits: Die Lady muß ja vielleicht auch Miete zahlen.

Aber mit jenem kleinen Pferdefuß läßt es sich problemlos leben, weil genügend ablenkende Überraschungen erfreuen, zum Beispiel der häufiger ungewöhnlich gefühlige Subtext oder mancher nette Story-Twist. An eine interessante Auflösung inklusive moralischem Zwiespalt wurde ebenso gedacht, obwohl eine in emotional-philosophischem Wust versunkene Pointe dieses Potential schließlich doch unglücklich verschenkt. Wieso, weshalb, warum?

Trotzdem bleibt zu konstatieren: Mit seinem SOURCE CODE streift Jones nach MOON endgültig das „David Bowies Sohn“-Siegel ab und steigt in die heiligen Filmkunst-Hallen auf. Bleibt zu hoffen, er möge sich zukünftig nicht darin verlaufen. Wie gesagt: das Ende ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...