Originaltitel: SPIDERMAN

USA 2002, 123 min
Verleih: Columbia

Genre: Comicverfilmung, Action, Fantasy

Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Willem Dafoe

Regie: Sam Raimi

Kinostart: 06.06.02

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Spiderman

Schläfrige und anämische Comic-Adaption

Peter Parker ist so ein sanfter Knabe, dem man aus Reflex in die blassen Wangen kneifen will. Wenn Mutti noch lebte, würde sie ihm mit dem Taschentuch die Mundwinkel abputzen, und Peter würde sich noch nicht mal schütteln. Im Teenager-Alter muß er sich von den Deppen der Schule manche Neckerei bieten lassen und lebt ansonsten recht friedlich bei Tante und Onkel. Doch sein halbwegs ruhiges Leben ändert sich bei einem Schulausflug.

In einem Versuchslabor wird er von einer genmanipulierten Spinne gezwickt, und schon geht’s los: unter seiner weichen Haut wachsen auf einmal Muskeln, er wird rasend schnell, kann Wände hochklettern als hätte er nie anderes getan, und er kann endlich seinen Gegnern mal eins auf die Nase geben. Außerdem schindet er bei Mary Jane Eindruck, die er schon lange auf dem Kieker hat. Da ihm aber sein sterbender Onkel schlaue Worte um Macht und Verantwortung mit auf den Weg gibt, bekämpft er nicht nur einen grünen, mega-fiesen Kobold, sondern wird prompt zum Rächer der Überfallenen, der Entmachteten und der sonstwie Vernachlässigten. So einen Mann hat New York bitter nötig gebraucht ...

Sam Raimi hat sich an die Verfilmung des Comics gewagt. Die Umsetzung ist ihm vermutlich adäquat gelungen, und dennoch stimmt diese Effekteschlacht in ihrer Gesamtheit eher ärgerlich. Nach fulminantem Einstieg geht dem Film schon im zweiten Drittel derart die Puste aus, daß man nicht nur den anfänglich feinen Ton der Ironie vermißt, sondern auch beharrlich auf die Uhr schielt, wann denn der Budenzauber ein Ende haben könnte. Stinklangweilig wird’s, um’s sachte auszudrücken. Daß sich bei einigen der Dialoge die Fußnägel in Richtung Strumpfband sehnen, ist mitunter genretypisch. Dieser Pyro-Schlacht setzen sie allerdings die Krone auf, besonders dann wenn’s romantisch knistern soll. Und immer wieder die ewig gleichen Kletteraktionen, das leicht enervierende Versteckspiel Peters, das leidige Hadern Mary Janes, die flatternden Stars’n’Stripes ...

Sam Raimi, einst Spezialist für Horror und Spannung, hat ein derart anämisches und spannungsarmes Gemetzel geliefert, daß sich mal wieder der Beweis verdichtet: Hollywood ist tatsächlich in einer Krise. Planierraupenmarketing, Nummer-Sicher-Dinger, Sequels, Prequels ... Ein Ausweg aus dem Jammertal in Sicht? Leider kaum.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.