Originaltitel: INTERLUDIO

Argentinien 2016, 80 min
FSK 0
Verleih: Eksystent

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Liebe

Darsteller: Patricio Aramburu, Lucía Aráoz de Cea

Regie: Nadia Benedicto

Kinostart: 16.08.18

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Tage am Meer

Diese ewige Suche nach sich selbst

Die Ehe ist gescheitert, definitiv. Sofía gesteht es unter Tränen einer Freundin am Telefon. Da hilft nur Koffer packen und so schnell wie möglich raus aus der Stadt und hin zur argentinischen Küste: Wunden lecken, Trost finden, sich den Kopf freipusten lassen. Angesichts der Weite des Meeres scheinen die eigenen Sorgen und Verletzungen immer etwas kleiner. Der Frühling hat gerade erst begonnen, am Strand ist es noch kalt und leer, das Meer liegt in seiner grauen Erhabenheit da. 

Auch Sofías Töchter kommen mit, die 8jährige Patchi ist noch ganz verspieltes Kind mit blühender Phantasie, während ihre ältere Schwester Irina bereits den Sprung zum Erwachsenwerden vollzieht. Die Frauen reden nicht viel miteinander, und wenn, dann über Alltägliches, keineswegs über den abwesenden Vater und Noch-Ehemann. Die Trennung schwebt wie ein feines Gespinst im Raum zwischen ihnen, unausgesprochen und doch präsent. Natürlich lassen in dieser Situation neue Begegnungen nicht lange auf sich warten: der charmante Luís weckt Sofías verloschen geglaubtes Begehren, Irina erlebt mit der fröhlichen Marina die wunderbare Aufgeregtheit der ersten Liebe, und Patchi schließt Bekanntschaft mit außerirdischen Zwillingen.

Im Original heißt der Film ZWISCHENSPIEL, das beschreibt passender diesen Schwebezustand zwischen noch präsenter Vergangenheit und offener Zukunft der drei Protagonistinnen, als das recht belanglose TAGE AM MEER. Die neue Familienkonstellation eröffnet neben all dem Schmerz auch ungewohnte Freiheiten. In traumähnlichen Tanz-Sequenzen testet Sofía sie aus. Die junge Regisseurin Benedicto lotet in ihrem Langfilmdebüt die Gefühlszustände ihrer Figuren spielerisch aus. Da steckt noch viel Probieren drin, die Dramaturgie ist nicht durchgehend konsistent, und insbesondere im ersten Drittel ist manch’ Zähes im Erzählfluß auszuhalten.

Auch ist das Thema familiärer Neufindung altbekannt und wurde schon oft filmisch durchdekliniert. Familienbeziehungen rangieren unangefochten auf Platz 1 der Filmsujets, da kommt es zwangsläufig zu Wiederholungen und dem Gefühl, Altbekanntes zu sehen. Das scheint auf der Südhalbkugel nicht anders zu sein als hierzulande. Es bleibt, solch zweifelsohne talentierten Regisseurinnen wie Nadia Benedicto einen weiteren thematischen Horizont zu wünschen, als diese ewige Selbstspiegelung.

[ Dörthe Gromes ]