Originaltitel: THE BIG SHORT

USA 2015, 130 min
FSK 6
Verleih: Paramount

Genre: Drama

Darsteller: Steve Carell, Brad Pitt, Christian Bale, Ryan Gosling, Selena Gomez

Regie: Adam McKay

Kinostart: 14.01.16

2 Bewertungen

The Big Short

DNA-Analyse der Normalität des Irrsinns

„Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte“ ist der Untertitel unter der deutschen Übersetzung von Michael Lewis’ Bestseller „The Big Short.“ Geschildert werden: Hedgefond-Manager und das Wetten auf den großen Knall samt dem Profit, der daraus zu schlagen ist. Erinnert man sich noch? 2008 war das, als der internationale Finanzmarkt den großen Herzkasper bekam. Als die Schnappatmung der Börsen aussetzte für jene Sekunden, in denen man begriff, was man immer schon wußte. Oder hätte wissen müssen. So wie es diese Typen in Lewis’ Buch, die jetzt diese Typen auf der Leinwand sind in Adam McKays Gruppenbild mit Kapitalblase, es immer wußten. Diese Handvoll Trader, die die Welt verzockten im Namen der eigenen Gewinnspanne.

Wie man so was macht – in THE BIG SHORT wird es gezeigt. Etwa mit Jenga-Holzsteinen, an denen ein herrlich widerlich abgebrühter Makler von der Deutschen Bank einem Wall-Street-Trader vorexerziert, wie das geht mit der Spekulation und der Suggestion: Man zieht Steinchen aus dem Gefüge, und dort, wo Luftleere ist, ist halt Luftleere, das Türmchen steht ja trotzdem noch. Natürlich nur, bis zu viele Steinchen fehlen in der Markt-Statik, dann kracht das poröse, ausgehölte Ding zusammen. Aber bis dahin hat man gut verdient, und wenn man auf den Kollaps vorbereitet ist, auf den Quasi-Moment der Wahrheit, dann verdient man auch noch an diesem …

Der amerikanische Hypothekenmarkt, Ratingagenturen und die Leerverkäufe von Aktien großer Investmentbanken, „Shortings“ genannt. Das Handeln mit Kredit-Derivaten und das Hantieren mit spektakulär spekulativen Zahlen. Die Gier, die durch alle Instanzen den konsensstiftenden gemeinsamen Nenner bildet. Auch, weil das System das System ist. Soll heißen, diesem immanent ist, was hier geschieht. Es gehört zur kapitalistischen DNA, oder besser gesagt: zur menschlichen.

Es gibt nur noch einen Spielfilm, der das so scharfsichtig und scharfzüngig offenlegte, wie THE BIG SHORT: J.C. Chandors DER GROSSE CRASH, der als komprimiertes Kammerspiel zeigt, was McKay jetzt mit der ausschweifenderen Geste des auch sarkastischen Rundumschlags anging. Sein Film pumpt als 130-Minuten-Wort-Zahlen-Szenenstakkato. Was freilich manchmal geschwätzig und auch formal eitel wirkt. Den Irrwitz aber, der darin liegt, auf den Irrwitz zu setzen, weil dieser die Normalität ist, offenbart gerade das bestens.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.