Originaltitel: THE DAY AFTER TOMORROW

USA 2004, 124 min
Verleih: Fox

Genre: Action, Drama

Darsteller: Dennis Quaid, Jake Gyllenhaal, Ian Holm

Regie: Roland Emmerich

Kinostart: 27.05.04

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The Day After Tomorrow

Meilenstein des Katastrophenfilms

Die feuerhaarige Chanteuse Milva sang bereits vor 25 Jahren: "Auch der Mensch verdient geschützt zu sein ...". Unerhört, wie es scheint, denn auch der Klimaforscher Jack Hall wird keine drei Dekaden später mahnend vor der amerikanischen Regierung und damit gegen die Wand reden. Seine Warnungen, daß es auf Grund des gedankenlosen Umgangs mit der Natur zu katastrophalen Klimaverschiebungen kommen wird, ernten beim Vice President nur müden Hohn. Warum soll man über Ereignisse parlieren, die eventuell in hundert Jahren geschehen könnten?

Doch ganz plötzlich gibt es auch im Weißen Haus Gesprächsbedarf, da es weltweit und vor der eigenen Haustür zu heftigsten Wetterumbrüchen kommt. In Asien werden Menschen von kindskopfgroßen Hagelkörnern erschlagen, plötzlich schneit es in Indien und die Tornados in der Heimat kannte man auch schon wesentlich zahmer. Jacks Antwort auf die Frage, ob man das Schlimmste nun hinter sich habe, geht bereits in Panik unter: "Es wird alles noch schlimmer ..."

Roland Emmerich hat mit diesem auch nachdenklich stimmenden Werk einen Meilenstein im Genre des Katastrophenfilms gedreht. Und: er begeht nicht den Fehler der Klassiker aus den 70ern, in der ersten halben Stunde mit theoretischem Gemurmel zu langweilen. Bei ihm klopft von Beginn an die Apokalypse ans Tor. In atemstockenden Bildern zerreist einem Forschungsteam in der Antarktis der sprichwörtliche Boden unter den Füßen, die New Yorker Skyline wird von einer monströsen Flutwelle zu großen Teilen plattgemacht, Autos fliegen durch die Luft und Häuser fallen zusammen, als seien sie aus Pappmaché. Emmerich hat allerdings nach seinem tumb-patriotischen Invasionsdilemma INDEPENDENCE DAY dazugelernt: die technisch brillant umgesetzten Naturgewalten sind in keinem Moment ermüdend, eher schüren sie in ihrer durchdachten Dosiertheit gehöriges Unwohlsein, eigentlich ist es doch schon Angst.

Erbsenzähler werden bemängeln, daß Emmerich natürlich im großzügigen Zeitraffer erzählt, daß es hanebüchen sei, wenn nur die nördliche Hemisphäre einer Eiszeit zum Opfer fällt ... Doch darum geht es nicht. Emmerich erdenkt sich ein ungefähres Horrorszenario, findet dafür viele emotionale Bilder, die dem - heute noch zu stoppenden - kollektiven Selbstmord ein bitteres Gesicht geben: so etwa wenn Hubschrauberpiloten in adrenalintreibenden Sequenzen abstürzen, weil ihrem Fluggerät die Rotoren einfrieren, wenn Wölfe im Eiszeit-New York Jagd auf menschliche Beute machen, wenn Flugzeuge im Tornadostrudel einfach so vom Himmel fallen.

Natürlich hat Emmerich vor allem einen perfekten Unterhaltungsfilm mit einem nur dezent versöhnlichen Ende geschaffen, welches aber von der Gewißheit nicht komplett ablenken kann, daß wir sie irgendwann schon kleinkriegen, unsere schöne Welt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.