Originaltitel: THE DUKE OF BURGUNDY

GB 2014, 109 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber

Genre: Erotik, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Sidse Babett Knudsen, Chiara D’Anna, Eugenia Caruso

Regie: Peter Strickland

Kinostart: 03.12.15

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The Duke Of Burgundy

Lepidopterologie, Lingerie und Kunstgewerbe

Vladimir Nabokov war nicht nur ein großartiger Schriftsteller, sondern auch ein anerkannter Lepidopterologe, sprich Schmetterlingsforscher: „An Gefühlen und Begierden“ so Nabokov, „an Ehrgeiz und Erfüllung habe ich in der Tat nur wenig kennengelernt, was reicher und stärker gewesen wäre als die Erregung entomologischer Erkundungszüge.“

DUKE OF BURGUNDY heißt der neue Film von Peter Strickland. Es ist einer, der, benannt nach einer seltenen Schmetterlings-Art, flattert vor Gefühlen und Begierden. Das nun aber auf eine so somnambule und auch hochgetourt artifizielle Weise, die zumindest zweifeln läßt, ob der offenkundige künstlerische Ehrgeiz dieses Werkes denn tatsächlich auch seine Erfüllung fand. Oder ob sich hier nicht doch lediglich eine ambitionierte Motte als schöner Schmetterling geriert. Schöne Frauen jedenfalls sind Cynthia und Evelyn fraglos. Cynthia ist berühmte Schmetterlingsforscherin, ganz kühl-distinguierte Wissenschaftlerin. Evelyn ihre Haushälterin. Und – das vor allem – Geliebte und Gespielin in einer erotischen Konstellation sadomasochistischer Szenarien, in denen die Struktur der Positionen zwischen Dominanz und Unterwerfung allerdings fragiler ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Verpuppung, Metamorphose, Entfaltung. Und die Natur (selbst die eigene), die einen narrt und maskiert. Der Assoziationsbau, den Strickland in seinem Film vom Eros zur Entomologie hin zimmert, ist einer zwischen Gefühlslabor und Traumkabinett, in dem sich wohl die diffizile Wechselwirkung sexueller und emotionaler Abhängigkeiten mit dem erzählerischen Mitteln des Hypnotischen aufzeigen soll.

Worüber sich eine weitere Ebene installiert. Eine, die, irgendwie an das Kino eines Just Jaeckin und Jess Franco erinnernd, eine Welt erschafft, die surreal-erotisch irgendwo Mitte des 20. Jahrhunderts in klimatisch sonnig milden Gefilden existiert. Und das ganz ohne Männer. Nicht, daß man die vermissen würde. Aber auch dieser Umstand trägt dazu bei, daß Bilder und Szenen des Films von einer schmetterlingshaften Flüchtigkeit sind.

Eine Welt ohne Männer, ein Softporno ohne Porno, ein Kunstversuch zwischen Lingerie-Fetischismus und Lepidopterologie-Allegorie. Die Erregung ob dieses erotischen, psychologischen und entomologischen Erkundungszuges allerdings bewegt sich dabei dann doch vorrangig in Grenzen geschmäcklerischen Kunstgewerbes.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.