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Wolf Creek 2

Blutiger Patriotismus in einem anämischen Film

2006 war’s, da rammte ein garstiger kleiner Schocker mit dem schlichten Titel WOLF CREEK in die hiesigen Kinos, tat häufig richtig weh – man erinnere sich an die unter Genrefans mittlerweile legendäre „Head On A Stick“-Szene – und hinterließ heftiges Nervenflattern. Nun, für mathematisch Begabte leicht errechenbar also acht Jahre später, lockt eine Fortsetzung. Und macht nahezu alles falsch.

Gleich zu Beginn wird Serienkiller Mick, dessen Mission es ist, Australien „aufzuräumen“, ergo Touristen abzuschlachten, von Polizeiseite unberechtigt mit einem Knöllchen belästigt. Keine gute Idee der Staatsgewalt, welche umgehend ihr brutales Ende findet. Hat zwar auf die Handlung keinerlei Einfluß, fixt aber zumindest splattergeile Zuschauer an. Im nächsten Schritt latscht ein deutsches Pärchen durch die Pampa. Kichern hier, Turteln dort, Mick erscheint, etwas nächtliches Gerenne, man gibt den Opfer-Staffelstab an den Briten Paul weiter. Jener mag optisch gefallen, schauspielerisches Talent ist seine Sache indes nicht. Erwartet ja auch keiner, denn schließlich geht’s für Mick ganz modern nun bloß darum, den armen Engländer zu foltern.

Da kommt schnell Unmut auf, weil Regisseur Greg McLean lustlos einen Mord nach dem nächsten abhakt, nicht mal versucht, seinen Figuren etwas Kontur zu verleihen, es dafür allerdings an Zynismus nie fehlen läßt. Zum Beispiel, wenn er eine alte Dame zu den Klängen von „An der schönen blauen Donau“ regelrecht hinrichtet. Was schon unter die Haut dringt, allerdings allein als unangenehmer Auswuchs heutigen Terrorkinos. Auch sonst fällt ihm rein gar nichts ein, er klaut sich ohne Sinn durch die härtere Filmgeschichte, von JOYRIDE bis zu Versatzstücken x-beliebigen Zombie-Blödsinns, schmeißt die Einzelteile zusammen und rührt kräftig um. Am Ende dampft ein ungenießbarer Brei. Dessen saures Sahnehäubchen besteht schlußendlich im erschrockenen deutschen Jugendschutz, welcher offenbar der Meinung war, normale Bürger könnten sich nach dem Genuß zu grauslichen Psychopathen wandeln; also mußten Schnittauflagen her. Das Ergebnis: Kürzungen sicht- und hörbarer Art. Nun ja, wenigstens geht der Unfug so schneller vorbei.

Als kurze Randnotiz möchte erwähnt sein, daß dieser krude Eintopf in seiner Heimat trotzdem an die Chartspitze schoß. Was das über australische Kinogänger und ihr Verhältnis zu Fremden aussagt, mag man sich gar nicht vorstellen.

Originaltitel: WOLF CREEK 2

Australien 2013, 103 min
FSK 18
Verleih: KSM

Genre: Thriller, Psycho, Killer

Darsteller: John Jarratt, Ryan Corr, Phillipe Klaus, Shannon Ashlyn, Gerard Kennedy

Regie: Greg McLean

Kinostart: 19.06.14

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...