Editorial 02/23

[ 26.01.2023 ] Erleichterung! Momentan ist in der Filmbranche tatsächlich einiges Durchatmen spürbar, denn: Kino läuft wieder. Und eben nicht nur die ewig gleichen Markennummern und Schablonenfilme wie zu häufig in der jüngeren Zeit, auch lupenreines Arthouse-Kino findet schrittweise wieder sein Publikum. So reüssierten in den letzten Wochen neben komisch anzuschauenden blauen Wesen mit Pferdegesichtern und Elfenöhrchen eben auch die lebensnaheren Geschichten auf der Leinwand.

Daß aktuell wieder mehr Menschen in die Kinos strömen, ist ein gutes, durchaus zuversichtlich stimmendes Zeichen, auch dahingehend, daß auf die Kraft des Kinos weiterhin und, da bin ich mir sicher, gewiß für immer zu setzen ist. Ein gutes Zeichen ist aber auch und vor allem, daß trotz aller politischen und medialen Störfeuer der letzten Jahre zum einen die gebeutelte Kinowirtschaft doch recht wacker steht, wenn auch in Teilen noch auf sehr zittrigen Beinchen, und zum anderen das gesellschaftliche Miteinander eben doch nicht komplett den Bach heruntergegangen ist. Kino bedeutet für viele von uns zweifelsfrei ein Gemeinschaftserlebnis, und daran finden unübersehbar immer mehr Menschen wieder großen Gefallen.

Ist ’ne Binse, aber vom Kino lernen hieß schon immer überleben lernen. Umso inniger bleibt zu hoffen, daß eben auch die ganz intimen Geschichten ein angemessenes Publikum finden werden. THE SON zum Beispiel, CLOSE sowieso, neue Werke von Emily Atef oder Hirokazu Kore-eda stehen in den Startlöchern. Alles hochemotionale Filmkunst, die zum Teil durchaus auch zur Seelenspiegelung einer stark irritierten Gesellschaft taugt, weil es manchen Figuren darin gelingt, ihre Kraft aus dem Nukleus wenn auch teils schwer geprüfter, letztlich aber unverwüstlicher Bünde zu speisen: engster Familienkreis, kantige Sehnsuchtslieben und unersetzbare Freundschaften. Wenn draußen Stürme toben, erweisen sich eben diese engen Bande bei allem Verlust, in allem Schmerz oft als die überlebensfähigen.

Und es ist nun mal so, daß das große Ganze immer aus dem kleinen Feinen entsteht, darob gibt es durchaus Grund zur Hoffnung, daß wir als Gesellschaft Gräben und Spaltungen hinter uns lassen können, wenn wir uns jenseits ideologisierter Märchenstunden eben beim Teilhaben an solch originären Kinoerlebnissen wie – gern noch einmal – CLOSE auf das besinnen, was uns noch immer ausgemacht hat: Zusammenhalt, Verständnis, Solidarität, Empathie. Also die echten Tugenden, nicht deren billige Kopien aus den letzten Jahren.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.