Originaltitel: EMMANUELLE

F 2024, 107 min
Label: Leonine

Genre: Drama, Erotik

Darsteller: Noémie Merlant, Naomi Watts, Jamie Campbell Bower

Regie: Audrey Diwan

Emmanuelle

Auch das Original von 1974 ist kein Meisterwerk, aber es war im Gegensatz zur Neuauflage ein waschechter Kinohit, wirkte zumindest damals angenehm unverklemmt, und der Erotikfilm hatte mit Sylvia Kristel eine perfekt ausgewählte Hauptdarstellerin. Und da sind wir direkt beim Problem von Audrey Diwans Verfilmung, die im französischen Kino komplett übersehen wurde und bei uns daher gleich für daheim erscheint: Noémie Merlant. Sicher, sie darf sich freizügig zeigen, dazu gehört immerhin Mut, allerdings verströmt sie dabei eine kittelschürzige Bauspar-Erotik, wozu gehört, daß sie entweder zu gern ein strebsames Gesicht wie eine Einserschülerin aufsetzt, wenn es zum Koitus kommt, oder sie schaut gequält wie eine von Mißgunst heimgesuchte Finanzprüferin. Und das Drehbuch steht ihr bei mit Sätzen voller Groschenheftpoesie: „Und Du magst die Gefahr?“ Daran soll Rebecca Zlotowski beteiligt gewesen sein?

Dazu gibt sich der Film bewußt emanzipatorisch: Vögelte sich Emmanuelle als Staffage ihres geschäftigen Mannes einst aus purem Ennui durch Thailand, hat sie heute als Qualitätskontrolleurin von Luxushotels in Hong Kong die Zügel in der Hand. Chapeau, so geht Fortschritt! Und als Merlant schließlich den obligatorischen Eiswürfel um Nippel kreisen läßt, kennt das Lachen keine Grenzen ...

[ Michael Eckhardti ]