D/Norwegen 2021, 108 min
FSK 0
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Thomas Robsahm, Aslaug Holm

Kinostart: 09.09.21

9 Bewertungen

a-ha – The Movie

Hunting High And Low

Es hat fast jeder probiert ... und ist kläglich gescheitert. Welch’ armseliger Versuch aber auch: Mit verkrampftem Gesicht, hervortretenden Adern und schon auf Zehenspitzen stehend, als gewänne man da irgendwie an Höhe bei diesem „In A Day Or Twooooo ...“ vom Überfliegerhit „Take On Me.“ Unmöglich für die meisten von uns, auch nur annähernd in diese Tonlage zu kommen. Einer aber, der konnte es: Morten Harket, begnadet mit einer Stimme, die in der Popmusik durchaus einzigartig ist. Bandleader, Lederbändchenträger, Poster-Boy und Mädchenschwarm.

Obwohl: Letzteres galt auch für die anderen zwei Bandmitglieder von a-ha, die norwegische Erfolgsband der 80er stand schon früh für das klassische Boygroup-Rechenmodell, für jeden Mädchentyp der passende Star – von Pål-Waaktaar-brav über Magne-Furuholmen-solide bis Morten-Harket-fingerverbrennend. Einen entscheidenden Unterschied zu den bald inflationär folgenden Boybands aber gab es, und das macht diese fesselnde Doku einmal mehr deutlich: a-ha waren immer Musiker aus Fleisch und Blut, keine Marionetten! Hübsche Musiker klar, also damals. Wobei: Sie altern gar nicht so schlecht, zumindest Morten und Magne, der sich unter einer Strickmütze verschanzende Pal hat mit nun über 60 etwas Tantenhaftes. Was an sich nicht erwähnenswert sein sollte, nur spielte das Äußere aber gerade bei dieser Band eine entscheidende Rolle. Aus süßen Jungs sind ältere Männer geworden, aus Freundschaften auch Zerwürfnisse, das verschweigt A-HA – THE MOVIE nicht.

Der Film erzählt gerade an der Person Waaktaars auch vom ewig währenden Wunsch nach dem ultimativen Hit und Überalbum, darin zeigt sich auch eine gewisse Tragik, denn zum einen gelangen a-ha gerade mit den ersten beiden Alben „Hunting High And Low“ und „Scoundrel Days“ tatsächlich zwei in der Pophistorie fest verankerte Meisterwerke, zum anderen liegt die Popmusik, wie wir sie kannten, längst auf dem Sterbebett. Es geht nicht mehr um den klassischen Hit, die nachfolgende Generation hört doch ganz anders Musik oder was sie darunter versteht. Klar, Bands wie den Pet Shop Boys glücken immer wieder astreine Pop-Alben, Hit-Singles aber haben auch sie nicht mehr. Und a-ha haben von Album zu Album an Relevanz verloren, manches geriet schon ins Schlagerhafte. Auch davon erzählen die Filmemacher zwischenzeilig, erlauben sich damit eine Ehrlichkeit, die vielen Musikerdokus eher abgeht, umschiffen gekonnt die Schmierkanten zum Gossip und bleiben somit kritische Bewunderer einer Band, bei welcher sich der Blick zurück besonders lohnt, denn a-ha waren wirklich gut! Wer sich über die Eingängigkeit ihrer frühen Hits hinaus mit ihnen beschäftigt, der weiß, daß vielen a-ha-Liedern ein kaum erklärbares Schweben inneliegt, wer die Struktur der Pop-Oper „The Sun Always Shines On TV“ richtig dechiffriert, der ahnt zumindest, daß dies vielleicht schon der ultimative Popsong war. Welch’ Kraft, Poesie und Schönheit!

A-HA – THE MOVIE geriet auch formell interessant, greift beispielsweise die Animationstechnik, die gerade die Videos von „Take On Me“ und „Hunting High And Low“ so legendär machte, zum Erzählen der Bandgeschichte auf, die auch immer eine vom dringlichen Wunsch des Rauskommens war. Norwegen ist ein schönes Land, aber eben auch gerade für Musiker in dem Alter der drei von damals purer Mief, deswegen war die Aussicht, nach London zu gehen und, als der Erfolg kam, plötzlich in Asien, Amerika und Australien zu touren, berauschend. Mit den üblichen Konsequenzen für Superstars – kein Ruheort nirgends. Dieses Crescendo des Ruhms wird vor allem Morten unerträglich, dem unvermeidlichen Posieren mit Fans, Übergriffigkeiten inklusive, begegnet er mit dem Griff zum Desinfektionsmittel, ein fast unauffälliger Moment, der tief blicken läßt in ein Empfinden des Ekels vor dem Berühmtsein.

a-ha sind trotz des überwältigenden Erfolgs immer eine „saubere“ Band geblieben, trotz aller Spannungen, Streitereien um Credits und gar Neides wegen diverser Soloalben gab es zwischen den Musikern ausreichend Zusammenhalt, so daß sie heute, wenn man es ihnen erlaubt, noch touren. Zusammenhalt übrigens auch dann, als es zum Karriereknick kam, nur weil die Drei nicht liefern konnten und wollten, was von ihnen erwartet wurde. Am stärksten illustrierte diese Charakterfestigkeit bereits ihr musikalisches Wechselbad „Manhattan Skyline“, ein Titel, der zusammenbringt, was nicht zusammengehört und gerade dadurch besticht!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.