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Baise-moi – Fick’ mich

Schockierendes, ehrliches und unbequemes Kino

Blut, Schweiß, Sperma, Rotz und Dreck. Demütigung, Schläge, Stiche. So sieht die Welt von Manu und Nadine aus. Sie sind Nutten auf dem schäbigsten Pflaster der Welt. Nutten in Echt, ohne Pretty-Woman-Glitzerei. Am Flußufer werden sie bespuckt und vergewaltigt, als sie einen Moment für sich sein wollen. Angewidert, körperlich und psychisch malträtiert, finden sie dennoch die Kraft, sich aus diesem illusionslosen Teerfaß zu befreien und schlagen zurück. Ein erster Mord geschieht, Manu und Nadine müssen fliehen. Von nun an schlagen sie sich mit Raub und flüchtigen Kontakten durch. Sie finden Gefallen daran, die Männer nach dem harten Sex zu töten. Die Lust, der Rausch werden immer unkontrollierbarer. Das apokalyptische Duo droht auf der Blutreise erst dann zu straucheln, als die komplette Besucherschar eines Sexclubs niedergemetztelt wird. Doch Manu und Nadine geht es um mehr als das Töten...

Virginie Despentes hat Mut. Sie hat den Mut, erniedrigte und verzweifelte Frauen stark sein zu lassen, schert sich nicht um moralische Konsequenz, weil es in der von Männern dominierten Gesellschaft auch nicht um Moral geht. Sie hält die Kamera drauf, filmt gezielt pornographisch und hinterfragt glücklicherweise nicht, ob es richtig ist, was Manu und Nadine tun. Sie nimmt es als gegeben und fordert den Zuschauer auf, durch eindringliche Bilder und wirklich ekelerregende Mißhandlungen zu verstehen, woher die Kraft und die Ausweglosigkeit ihrer gefallenen Engel kommt. Hier geht es nicht um sexuelle Frustration und Abhängigkeit wie in dem wesentlich intellektuali-sierteren ROMANCE, hier geht es auch nicht darum, mit ein paar ordinären Bildern Voyeure zu verlustieren oder Pomeranzen zu schocken. Despentes geht es mit Sicherheit darum, die Wahrheit und nicht des Effektes wegen ungeschönt Häßliches zu zeigen, und zu demonstrieren, wie weit man gehen kann, wenn man wie der allerletzte Dreck behandelt wird. Sie macht deutlich, daß ein Leben im Rinnstein nur Sackgasse sein kann. BAISE-MOI - ein unbequemer und unvergeßlicher Film.

Originaltitel: BAISE-MOI

F 2000, 77 min
Verleih: MFA

Genre: Action, Erotik, Drama

Darsteller: Raffaela Anderson, Karen Bach

Regie: Virginie Despentes

Kinostart: 23.11.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.