Originaltitel: THE AMATEUR

USA/Kanada 2025, 123 min
FSK 12
Verleih: Disney

Genre: Action, Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: Rami Malek, Laurence Fishburne, Rachel Brosnahan, Caitriona Balfe, Julianne Nicholson

Regie: James Hawes

Kinostart: 10.04.25

5 Bewertungen

The Amateur

… weiß, was er tut

Schlummert die Billigung von Selbstjustiz in uns, so genugtuungsmäßig? Es muß schließlich schon (Erfolgs-)Gründe geben, warum beispielsweise Charles Bronsons DEATH WISH-Feldzug satte fünf Schlachten umfaßt. Und jetzt Rami Malek auf Rachetour geht, um jene Terroristen zu stellen, welche seine Frau töteten. Er tut’s allerdings … alternativ.

Wo Bronson im rotglühenden Modus unwertes Leben radikal liquidierte, agiert dieser Charlie subtiler, gezwungenermaßen. Der für entsprechende Missionen nicht ausgebildete CIA-Kryptograph kennt seine deutlichen Beschränkungen: „Sie könnten ihn von dort aus erschießen.“ – „Sie haben mich nicht schießen sehen.“ Dicke Wumme bringt also nix, es benötigt intelligenteres Handeln, während er parallel genauso gejagt wird, hohen Tieren der Agency klebt massiv Dreck am Stecken. Keine Probleme für das IQ-170-Superhirn, einige Technikaffinität hilft dem Zuschauerinteresse am Geschehen da durchaus.

Fesselnd ist’s unabhängig davon jederzeit, was sich einerseits Maleks oft bewiesener Schauspielkunst verdankt: Anders als Bronson weiß der Mime, daß eine kurz zuckende Augenbraue komplette Innenwelten freizulegen vermag. Und andererseits markiert ab Beginn die melancholisch angehauchte Musik eine ungewohnte Marschrichtung: Ja, Charlie darf ausgedehnt trauern, sogar weinen, auf Schuldgedanken herumkauen, sich der geliebten Gattin in kitschfernen Rückblenden erinnern. Eine einsame Träne rinnt beim steten Absuchen der Überwachungskamera-Aufnahmen nach Hinweisen auf die Täter. Später trifft er die Witwe eines beseitigten Ex-KGBlers, der erlittene Verlust schweißt zusammen, wie sie darüber redet, greift tief. Ihren einzigen Wunsch, eine Nacht zwischenmenschlicher Nähe, zerstört der Plot fröstelnd kühl.

Charlie gewinnt vergleichbar an Kaltschnäuzigkeit, zum Profimörder taugt er nie, doch seine anfängliche Gewaltabkehr verrinnt sukzessive, er – falls man das so sagen kann – foltert und killt ziemlich kreativ im Rahmen relativ selten ausgespielter, dann indes solide inszenierter, manchmal auch rüder Action. Das sollte eingefleischten Krawall-Aficinados zwar zu wenig Budenzauber vor zu viel Gefühligkeit sein und vielleicht ganz generell den letzten In-Your-Face-Punch vermissen lassen, trotzdem fügt es dem Genre eine unüblich faszinierende Facette, einen erstaunlich eigenständigen Eintrag hinzu.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

The Amateur ab heute im Kino in Leipzig