Originaltitel: SMALL THINGS LIKE THESE
Irland/Belgien 2023, 96 min
Label: Plaion
Genre: Drama
Darsteller: Cillian Murphy, Emily Watson
Regie: Tim Mielants
Daß der Film 2024 die Berlinale eröffnete, kann man verstehen, denn er will Gutes. Das Festival hat sich längst verschrieben, stets auf der richtigen Seite zu stehen, nur sind dort nicht per se die guten Filme zu entdecken. Auch Tim Mielants Verfilmung des Romans von Claire Keegan hat Schlagseitenprobleme, zu einsilbig erzählt er vom Unrecht, zu düster die Bilder, zu monoton der Blick auf einfaches Leben in einfachen Häusern. Man wähnt sich im Irland Mitte des 19. Jahrhunderts und nicht in den zurückliegenden 80er-Jahren.
Anhand der Geschichte des Kohlenhändlers Bill wird eine finstere Seite der katholischen Kirche aufgezeigt: In Magdalenen-Heimen wurden in Irland junge, oft schwangere Mädchen kaserniert, vorgeblich zu helfen, doch waren diese Häuser oft unmenschliche Zuchtanstalten. Bill selbst war das uneheliche Kind seiner jungen Mutter, erfuhr aber pure Nächstenliebe im Hause einer reichen Dame, schon deswegen kann er bei den Beobachtungen, die er im Erwachsenenalter macht, nicht anders, als zu helfen. Was sich durch die Person der restriktiven und manipulativen Oberin Mary schwierig gestaltet ...
Der Film läßt nicht kalt, geht gar nicht anders, weil er sich starkmacht gegen das Wegschauen, aber er verschenkt seine Intention an Äußerlichkeiten. So müssen es ausgerechnet die Bücher Charles Dickens’ sein, die hier traurige Kindheiten illustrieren, szenische Redundanzen tragen nicht zur gedachten Vertiefung bei, und selbst die Wahl des wunderbaren Ravel-Stücks „Pavane für eine verstorbene Prinzessin“ scheint irgendwie drüber.
Und daß man das mal schreiben muß: Zur Unwucht des Films trägt ausgerechnet der an sich begnadete Mime Cillian Murphy bei. Man glaubt ihm die Figur nicht so recht, diesen reflektierenden Schweiger und liebevollen Familienvater, der sich Abend für Abend die im Wortsinn Drecksarbeit von den Händen spült. Der krumme Gang, die schwere Atmung – es ist seltsam, Murphy macht in seinem durch und durch reduzierten Spiel trotzdem zu viel.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.