Originaltitel: BUGONIA
USA/GB/Irland/Südkorea 2025, 119 min
FSK 16
Verleih: Universal
Genre: Komödie, Thriller, Mystery
Darsteller: Jesse Plemons, Emma Stone, Aidan Delbis
Regie: Yorgos Lanthimos
Kinostart: 30.10.25
Ist das provokant oder nur noch zynisch? In den Werken von Yorgos Lanthimos, der einst Vorreiter eines neuen griechischen Avantgarde-Kinos war und heute eine Hollywood-Größe ist, ging es immer wieder darum, das menschliche Sprechen und Handeln in seinen Selbstverständlichkeiten und Regeln zu erschüttern. Mittlerweile steht und fällt Lanthimos‘ Schaffen aber mit den wechselnden Drehbuchautoren, mit denen der Regisseur arbeitet. Auf jedes Hoch folgte in den letzten Jahren ein Tief, und BUGONIA ist bislang vermutlich der schwächste Film, den Lanthimos inszeniert hat. Einzelne Motive und Stilmittel sind gleichgeblieben, aber wo früher das irritierende Gedankenexperiment stand, geht es hier nur noch um das Vorführen niedrigschwelliger Feindbilder, über die sich das Publikum unbekümmert erheben kann. Es geht um die Lust an der Eskalation, die in Splatter und apokalyptischer Blödelei endet, ohne dafür ein überzeugendes Fundament zu legen.
BUGONIA schickt tumbe Verschwörungstheoretiker und verlogene Großkonzerne auf Kollisionskurs. Zwei Cousins, die sich tief in ihren ideologischen Kaninchenbau verkrochen haben, entführen eine Firmenchefin, weil sie sie für eine außerirdische Bedrohung halten. Lanthimos legt damit ein ästhetisch abgespecktes, weniger exzentrisches Remake des südkoreanischen Films SAVE THE GREEN PLANET! vor. Seine Warnung vor Ausbeutung und Verblendung ist naheliegend. BUGONIA bleibt jedoch als schwarze Komödie – Satire will man es nicht nennen – ernüchternd schlicht in seiner Amoral. Das ist ein Lachen über und ein Gruseln vor Extremfiguren, die eigentlich nur das verkörpern und bestätigen, was ohnehin von Beginn an alle zu wissen glauben, die sich auf der Seite der Vernünftigen wähnen.
Vor allem Emma Stone als Gefangene trumpft bei alldem auf! Ihr Spiel changiert teils blitzschnell zwischen Opfer und Manipulatorin. Will Tracys Drehbuch läßt das garstige Kammerspiel jedoch in Twists münden, die bestimmt überraschen, wenn man die Vorlage nicht kennt, die den Film aber nur weiter verflachen. Weil sie alles davor Verhandelte verkehren und der Effekthascherei opfern. Wie BUGONIA das Apokalyptische deutet, ist faszinierend unheimlich in Szene gesetzt. Es zeigt aber auch, daß nicht einmal Lanthimos‘ Geschick im Arrangieren solcher Miniaturen ein schwaches Drehbuch retten kann.
[ Janick Nolting ]