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Der Vulkan

Mißglückte Klaus Mann-Verfilmung, schwülstig und larmoyant inszeniert

Mitte der 30er Jahre, Europa am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die Schauspielerin Marion von Kammer ist mit Mutter und Schwestern vor dem Nazi-Terror in die Schweiz geflohen. Von ihrem Jugendfreund Martin Korella wird sie nach Paris gerufen, um dort die Arbeit eines illegalen antifaschistischen Radiosenders zu unterstützen. In den Cafés der Stadt hat sich ein buntes Volk von Bohèmiens, Künstlern und Kommunisten eingefunden und man kämpft mit allen Mitteln gegen die Ohnmacht des Exils: Marion propagiert die Haltung des "anderen Deutschland" auf politischen Liederabenden, während ihre Schwester Tilly versucht, Nachricht von ihrem im Untergrund kämpfenden Geliebten zu bekommen. Der jüdische Professor Abel wartet auf seine Ausreise nach Amerika und Martin ringt als Dichter verzweifelt um poetische Worte in der ihm fremden Sprache. Über allem schwebt bedrohlich Bespitzelung und Denunziation.

Die Geschichte nach Klaus Manns gleichnamigem Roman vereinigt die verschiedensten Schicksale unter dem Unstern von Flucht und Angst. Doch gerade an dieser Vielschichtigkeit scheitert der Film. Regisseur Runze verliert sich in Klischees: Die Exilanten diskutieren die politische Lage Europas mit Phrasen wie aus der Monatsschrift eines kommunistischen Arbeitervereins. Damit wird der Zuschauer zwar über historische Hintergründe informiert, verliert aber die Eigenheiten der Charaktere völlig aus dem Blick. Für die zweifellos tragische Figur des an der Heimatlosigkeit zerbrechenden Poeten Korella und dessen leidenschaftliche Beziehung zu einem brasilianischen Tänzer findet Runze kein Bild, das man nicht schon irgendwo einmal gesehen hätte - Rodins Denkerpose und lasziv in weiße Laken gewickelte Männerkörper sind eben doch ein wenig abgenutzt.

Nina Hoss schmettert ohne Unterlaß linkes Liedgut. Da aber die Lieder von Eisler und Hollaender noch nicht einmal in Deutschland zu den Gassenhauern zählten, erstaunt es, daß sogar Russen und Franzosen mit einstimmen.

Weit abgeschlagen durch die großartigen Leistungen von Katharina Thalbach und Udo Samel, vermag Nina Hoss als Marion von Kammer kaum zu überzeugen. Karger Trost: Meret Beckers zurückgenommene und berührende Darstellung der Tilly.

D/F 1999, 103 min
Verleih: Arsenal

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Schicksal

Darsteller: Nina Hoss, Meret Becker, Katharina Thalbach, Udo Samel, Sylvester Groth

Regie: Ottokar Runze

Kinostart: 21.10.99

[ Sylvia Görke ]