Originaltitel: NOUS, LES LEROY

F 2024, 104 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Tragikomödie, Roadmovie

Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Jose Garcia, Lily Aubry, Hadrien Heaulmé

Regie: Florent Bernard

Kinostart: 19.12.24

2 Bewertungen

Es liegt an Dir, Chéri

Sehenswerte Schuldzuweisung

Ohrwurm gefällig? „Tausend und eine Nacht, und es hat ‚Zoom!‘ gemacht“ … Was Klaus Lage diskret verschwieg: Das geht natürlich genauso andersrum. Wie bei Sandrine und Christophe – nach über 20 gemeinsamen Jahren (die inkludierten Nächte berechne man selbst) macht’s nicht mehr „Zoom!“, sondern dröhnt bloß noch das „Boom!“ ständiger genervter Streitereien. Weshalb Sandrine sich der Erlaubnis ihrer zwei von ganz eigenen Sorgen Heranwachsender geplagten und daher relativ unbeeindruckten Kinder versichert, ehe sie’s richtig knallen läßt: Scheidung! Christophe fällt tief, aus allen Wolken nämlich, aber berappelt sich fix und schlägt zwecks Eherettung einen Wochenendtrip vor, abgeklappert werden sollen Stationen weit glücklicherer Zeiten. Also den erwähnt interessenfernen Nachwuchs geschnappt und losgefahren!

Gab’s nicht kürzlich erst einen prominent besetzten Trennungsfilm mit „Cherie“ im Titel? Und war der nicht recht verzichtbar? Korrekt zwar, jedoch kein böses Omen, obwohl auch Charlotte Gainsbourg und José Garcia beileibe nicht nur gelungene Werke in der Vita stehen haben. Hier nun gerät seine drehbuchbedingte mimische Unterforderung zu ihrem Vorteil, Gainsbourg stiehlt statt Szenen gleich den kompletten Film, verleiht Sandrine Facettenreichtum zwischen Gattin und Mutter, Liebeshunger und Beständigkeitssehnen. Verständlich, daß sie Christophes Gepolter abstößt, das Dampfwalzengehabe eines Mannes, welcher will, ohne wirklich zu können. Den Rest stellt geteilte Sprachlosigkeit.

Ein paar knochentrockene Sprüche (der Beifahrersitz als „Platz des Toten“) und schöne Situationen (à la Erektionsdiskussion zur „Entheiligung des Vaterbildes“) treffen Humorzentren, generell gestattet solche Authentizität allerdings lediglich überschaubares Aufkommen echter Gags. Weil selbige häufig vom Kerle ausgehen, deswegen ziemlich rabiat tönen und beispielsweise einen potentiellen Hammermörder mit Vatertrauma beinhalten, fehlt’s trotzdem am unverwindbaren Verlust. Schade wär’s hingegen um jeden einzelnen leisen – indes nicht verzweifelt kommunikationslosen – Moment innerhalb wechselnder familiärer Konstellation gewesen, aus denen die Geschichte ihre Kraft gewinnt. Tatsächlich hofft da sogar der härteste Realist auf ein Happy End, und ob’s passiert oder nicht, letztlich bleibt zu konstatieren: „Alles war so vertraut, und jetzt ist alles neu“ …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...