D 2015, 92 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Anja Knauer, Max von Thun, Kai Wiesinger, Oliver Kalkofe

Regie: Mira Thiel

Kinostart: 14.01.16

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Gut zu Vögeln

Beziehungschaos bei Tag und bei Nacht

Gentleman geht aber anders – Reporterin Merlin wird kurz vor der Hochzeit vom plötzlich Ex-Traummann für eine vermutlich eben erst volljährig gewordene Blondhaarmaid mit Luft und Kaugummi im Kopf abserviert. Per SMS! Immerhin weiß er tröstende Worte anzufügen: „Ich hätte Dich schon noch angerufen ...“ Merlins Bruder Simon wiederum verläßt für Frau und zukünftiges Kind just seine Männer-WG, worauf Barkeeper Jacob (der unter schwerer Bindungsangst leidet und quasi als Pimmel über Berlin Frauen ständig wechselnd nur eine Nacht lang duldet) sowie Nuri (schwuler Türke – ’Nuff Said) nach mitbewohnender Lückenfüllung suchen. Simon fragt beherzt an, ob vielleicht die jetzt heimatlose Merlin ...? Sie kann einziehen und mischt natürlich den bislang strikt (un-)geordneten Kerl-Haushalt komplett auf.

Nun hat der Autor vorliegender Zeilen anfangs tatsächlich wertvolle Zeit verplempert, indem er nach einer Handlung suchte. Fataler Fehler! In hilfreicher Deutlichkeit: Sparen Sie sich diese Mühe, der sprichwörtliche rote Faden ist eher ein pinkfarbener dürrer Zwirn, an dem das Drehbuch nummernrevuemäßig eine Vielzahl Sketche aufreiht. Manches geht dabei direkt gegen den Baum, einiges läuft analog zum Filmtitel auf herrlich blödem Ba Dum Tss-Niveau ab, teilweise treffen Späße ohne Umwege gezielt das Bullseye. Vorteil am wüsten Witz-Marathon: Jeder pickt heraus, was gut mundet, der Rest wandert halt ins Kröpfchen. Mittendrin dürfen tatsächlich alle bekannten und bis zur Satire überhöhten Klischees mindestens einmal ums Eck lugen und der Zuschauer nach durch Cameos huschenden Stars Ausschau halten, darunter beispielsweise Oliver Kalkofe, Jürgen Vogel oder Florian David Fitz.

Und investiert man tatsächlich die Zeit, auch hinter die Gags zu linsen, fallen zwei Dinge verblüffend auf: Erstens der ungeachtet weiblicher Blähungen oder Ballermann-Gehabes häufig hohe Wahrheitsgehalt und zweitens ein nachdrücklich versponnener Glaube an die Kraft zwischenmenschlicher Verbindung.

Nicht schlecht für eine ausdrücklich „antiromantische Liebeskomödie“ – welche trotzdem völlig selbstverständlich Gassenhauer à la „Ohne Dich (schlaf’ ich heut’ Nacht nicht ein)“ auf die Tonspur packt. Kuschelig neben Merlins zum Niederknien genialer Begrüßung am neuen Arbeitsplatz, tönend aus der so stark androgynen wie emotional patenten Lillith: „Come In And Burn Out!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...