Originaltitel: EL JOCKEY

Argentinien/Mexiko/Spanien/DK/USA 2024, 96 min
Verleih: MFA

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Nahuel Pérez Biscayart, Ursula Corberó

Regie: Luis Ortega

Kinostart: 18.09.25

Kill The Jockey

Kleiner Mann, was nun?

Machen wir uns nichts vor, es gibt sie, diese speziellen Liebhaber- und Festivalfilme! Die man, der Reizüberflutung geschuldet, im üppig gefüllten Portfolio von Thementagen goutiert, im Alltag der Leinwände dann aber ignoriert. KILL THE JOCKEY ist da ein Überflieger im bisherigen Jahr. Gut, besagter Gattung mag er vielleicht zugehörig sein, ansonsten aber entzieht sich der rauhe Stilmix des Argentiniers Luis Ortega noch jeder präzisen Einordnung. Ein Fakt aber steht: Kino ist es unbedingt! Verwegen, verschwommen, voll cineastischer Phantasie, bewußt ungereimt und bisweilen ordentlich die Geduldsfäden strapazierend.

Alles beginnt mit einer perfekten Mafia-Konstellation. Remo Manfredi schmeißt es mit Haltungsnote 5,9 vom Pferd, noch in der Startbox eines mutmaßlich illegalen Rennens. Er ist jedoch der kleine Vorzeigemann eines Männerclans mit dunklen Gestalten, die mit heiseren Stimmen um Tische sitzen, Babies im Arm halten, die partout nicht altern, und die Ankunft eines japanischen Gauls fürchten, dessen Wiehern nach Gewinnertyp klingt. Doch auch Jockey Remo weiß, wie man gegen Autos gewinnt.

Mit am Start sind seine mutmaßlich schwangere Freundin Abril, Alkohol und Substanzen, zackig choreographierte Tanzszenen und ein furchtbarer Unfall, der dem Film einen entscheidenden Twist beschert. Remo entkommt dem Koma als fluide Dolores mit immensem Bindenturban auf dem Kopf, klaut sich einen Damenpelzmantel samt Handtasche, und dann wird es in der Erzählung vollends surreal. Speziell die Bilder aber, als Teil des höchst individuellen Formwillens, halten den mutigen Zuschauer dann doch irgendwie auf dem Sattel. Der Rest wird abgeworfen. Wie Remo.

[ Andreas Körner ]