D 2001, 140 min
Verleih: Constantin

Genre: Drama, Literaturverfilmung

Darsteller: Juliane Köhler, Merab Ninidze, Matthias Habich

Stab:
Regie: Caroline Link
Kamera: Gernot Roll
Musik: Niki Reiser

Kinostart: 27.12.01

1 Bewertung

Nirgendwo in Afrika

Heimisch werden im Exil

Sie solle einen Kühlschrank nach Kenia mitbringen, hatte Walter Redlich seine Frau beschworen. Doch neben dem guten Geschirr und einem neuen Kleid ist kein Platz mehr in Jettels Gepäck. Erst Jahre später wird sie Walters Ärger wirklich verstehen, so wie man ihr die Gedankenlosigkeit einer kapriziösen Tochter aus gutem Hause erst am Ende des Films verzeiht.

Caroline Link hat sich für ihren dritten Spielfilm die authentische Geschichte eines ungewöhnlichen Exils ausgesucht, die eine jüdische Familie aus dem Nazi-Deutschland des Jahres 1938 nach Ostafrika führt, wo sie zwar Schutz und Obdach, aber nur schwer eine neue Heimat findet. Während Walter sofort begreift, daß die Übersiedlung in die Fremde die letzte Gelegenheit war, mit dem Leben davonzukommen, kann seine Frau den afrikanischen Staub, die harte Farmarbeit und die dunkelhäutigen Nachbarn noch nicht als das glücklichste aller Schicksale begreifen. Immer weiter entfernen sich die beiden voneinander, verändern sich bis zur emotionalen Fremdheit. Doch ihre kleine Tochter Regina begegnet dem neuen Zuhause mit kindlicher Neugier und unerschütterlichem Vertrauen. Für sie ist Afrika der schönste und geheimnisvollste Spielplatz der Welt, der kenianische Koch Owuor der beste aller Freunde.

Exotische Landschaften, persönliche Entdeckungsreisen, die innerlich und äußerlich zugleich stattfinden - die erzählerischen und visuellen Reize der Geschichte liegen auf der Hand, auch wenn Link sie nicht alle ausspielt. Zu sehr scheint sie der Magie Afrikas erlegen, zu oft läßt sie sich wegführen von ihren Figuren und deren inneren Kämpfen.

Wunderschöne Sehnsuchtsbilder schieben sich in den Vordergrund, die zu Beginn scharf konturierten Charaktere verlieren an Tiefe, der naiv-staunende Blick des Mädchens gewinnt die Oberhand. Unter ihm verblaßt alles zum fernen Kindheitshintergrund.

[ Sylvia Görke ]