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Rana’s Wedding

Meine kleine palästinensische Hochzeit

Wo Hochzeiten stattfinden, da ist Hoffnung. Das Leben geht weiter. Auch im militärisch kontrollierten Jerusalem. Wenn der Ausnahmezustand Realität geworden ist. Wenn Gewalt in der Luft liegt und Hoffen bedeutet, mit der Angst zu leben. Und wenn der traditionelle Verlauf der Hochzeit mitunter etwas - sagen wir: verkürzt oder unkonventionell ausfällt.

Erzählt wird eine kleine, aber ungewöhnliche Liebesgeschichte: ein Tag im Leben einer jungen Frau, die sich früh morgens aus dem Hause ihres Vaters davonschleicht, um ihren Geliebten zu suchen und ihn noch vor Sonnenuntergang zu heiraten. Sie hat nichts dabei als eine Plastiktüte mit ihrem Teddy, einem Handy und einer Liste mit Namen von Heirats-Anwärtern aus gutem Hause. Ihr Vater hat sie vor die Wahl gestellt: entweder sie heiratet einen von denen oder sie muß für immer mit nach Ägypten. Der Flug geht am Nachmittag. Aber Rana will sich ihr Leben weder von den äußeren Umständen noch von einer Liste diktieren lassen, sondern nur von ihrem Herzen. Also sucht sie Khalil, den Theaterregisseur.

Aus der verschlafenen Altstadt führt die Suche hinaus in die östlichen Vororte. In einem gelben Käfer braust das Paar schließlich durch trostlose Mondlandschaften, auf der Suche nach dem Beamten, der den Vater von einer Hochzeit mit Khalil überzeugen muß. Die Bedrohung ist allgegenwärtig. In langen Einstellungen sieht Rana eine feindliche und lieblose Gegenwart an sich vorübergleiten. Will sie wirklich bleiben?

Immer wieder gewinnt der Film dieser Gegenwart auch lakonischen Humor ab. Wenn Rana ängstlich die Fronten zwischen Steinewerfern und Scharfschützen passiert, um am Ende stehen zu bleiben und zaghaft selber noch einen Stein drei Meter Richtung Militärs zu schleudern. Wenn die am Wegesrand vergessene Plastiktüte von einem Sicherheitskommando per Knopfdruck in die Luft gejagt wird. Oder wenn Khalil vor einer Überwachungskamera posiert, um die verunsicherte Braut aufzumuntern. Momente, in denen das Verhältnis von Normalität und Wirklichkeit grundlegend hinterfragt und zurechtgerückt wird.

Ein sympathischer und eher leiser Film, ohne Überspanntheiten, der sich einen ruhigen und genauen Blick bewahrt. Hoffnung ja, aber auch keine falsche Romantik, wo kein Platz für Romantik ist.

Originaltitel: AL QODS FEE YOM AKHAR

Palästina 2002, 90 min
Verleih: mec

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Clara Khoury, Khalifa Natour, Ismael Dabbag

Regie: Hany Abu-Assad

Kinostart: 29.01.04

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...