D 2013, 88 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Kinderfilm, Tragikomödie, Poesie

Darsteller: Rafael Kaul, Jordan Elliot Dwyer, Petra Kleinert

Regie: Kai S. Pieck

Kinostart: 06.02.14

3 Bewertungen

Ricky – Normal war gestern

Authentizität in Inhalt und Form

Ricky ist 10 Jahre, lebt in einem Dorf zwischen sanften Hügeln und ist ein Einzelgänger, der an seinem Einzelgängertum zwar nicht sonderlich leidet, sich aber doch nach mehr Anerkennung sehnt. Gerade die vom großen Bruder wäre wichtig. Doch der 15jährige Micha knattert lieber mit zwei Dumpfbacken auf Motorrollern durch die Gegend, während die Beteiligung am Familienleben sich auf den intensiv ausgefochtenen Generationskrieg mit dem Vater beschränkt. Daß der als Tischler kurz vorm Konkurs seiner kleinen Firma steht, trägt nicht dazu bei, die Lage zu entschärfen. Als Ricky allerdings der neu ins Dorf gezogenen Alex begegnet, spielt das alles erst mal keine Rolle mehr, entpuppt sich das hübsche, selbstbewußte Mädchen doch schnell auch in einem ganz wesentlichen Punkt als Seelenverwandte: Sie ist eine Einzelgängerin durch und durch. Kompliziert wird es, als auch Michas Interesse an Alex geweckt wird.

Es ist selten und wohltuend, daß sich ein deutscher Kinderfilm mal an der Lebenswirklichkeit versucht. Kai S. Piecks RICKY – NORMAL WAR GESTERN ist eine Reise in die Provinz. Eine kleine Geschichte erzählend, die ohne große Aufregungen daherkommt. Es geht um den Platz im Leben, den es zu finden gilt. Um die Prioritäten, die dabei wichtig sind. Und es geht um die Schwierigkeiten, mit Gefühlen klar zu kommen, die so neu wie stark sind, und ob derer man mitunter gar nicht anders kann, als auch mal echten Blödsinn zu verzapfen.

So weit, so gut. Daß RICKY bei allem Bemühen um ein Erzählen auf Augenhöhe mit dem Titelhelden dieses Bemühen mitunter spüren läßt, es sich also schon bemerkbar macht, daß sich hier Erwachsene mit pädagogischer Intention und dabei etwas hüftsteif auf Kinderhöhe hinabbeugen, kann man ignorieren. Weil man ja weiß: Das Kindlich-Anarchische lustvoll zu goutieren, ist keine deutsche Stärke, und so gibt es durchaus die Momente, in denen man sich fragt, was etwa die Briten für einen Film aus diesen Stoffvorgaben gemacht hätten.

Aber sei es drum, Deutschland ist Deutschland und somit ein Quantum Biederkeit auch eine Frage der Authentizität. Daß sich die aber wieder mal in einer Biederkeit der Form niederschlägt, in einem Nicht-Kino in Bild, Montage und Ton, ist indes nicht ignorierbar, weil es die Geschichte entschieden um Wirkung beraubt. Nein: Keine Frage von geringen Produktionsgeldern, sondern von ins Kino gehievten ästhetisch altbackenen TV-Parametern.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.