D 2003, 135 min
Verleih: Concorde

Genre: Historie, Drama

Darsteller: Katja Riemann, Maria Schrader, Jürgen Vogel, Martin Feifel

Stab:
Regie: Margarethe von Trotta
Drehbuch: Margarethe von Trotta

Kinostart: 18.09.03

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Rosenstraße

Gefühlte Geschichte: eine emotionale Aufarbeitung

Lange gehörte der Frauenprotest in der Berliner Rosenstraße zu den wissenschaftlich noch nicht entzauberten Wundern. 1943 internierten die Nazis hier 2000 Juden, die - meist unter dem zynischen Schutz der Gesetze zur sogenannten "Mischehe" - bis dahin von der Deportation verschont geblieben waren. Gegen alle Wahrscheinlichkeit entließ man sie schließlich. Ob die Frauen ihre Freilassung bewirkten, oder ob sie zum Kalkül der NS-Behörden gehörte, wird bis heute kontrovers diskutiert.

Margarethe von Trotta läßt sich auf diese Kontroverse nicht ein, sondern weicht auf das Terrain der großen Emotionen aus, in ein sehr viel allgemeiner angelegtes Drama um Liebe und Mitgefühl. Im Zentrum stehen die Pianistin Lena, deren jüdischer Ehemann verhaftet wurde, und das jüdische Mädchen Ruth, dessen Mutter die Nazis ebenfalls in das Haus in der Rosenstraße verschleppten. Täglich gesellen sich die beiden zu den anderen protestierenden Frauen. Parallel dazu versucht Lena alles, was ihrem Mann helfen könnte. Ihr Bruder Arthur steht Lena zur Seite und organisiert ein diskretes Zusammentreffen der schönen Frau mit Goebbels. Ruths Mutter wird nicht überleben. Aber Fabian kommt schließlich mit den anderen Männern frei.

Den Ambivalenzen des Sujets folgend, liegt hier die erzählerische Leerstelle des Films. Von Trotta läßt offen, wer oder was den Gefangenen zur Freiheit verhalf. Ihre idealisierende Inszenierung des Widerstands und eine überraschend gut spielende Katja Riemann, die sich sogar gegen die oft klischeehafte Gefühligkeit dieser Szenen behauptet, lassen jedoch keinen Zweifel daran, welche Version die Regisseurin glauben möchte. Dem übergroßen Statement für Kraft und Mut stehen allerdings teilweise unglückliche Dialoge im Weg. Und eine völlig blasse und überflüssige Parallelhandlung um Ruths Tochter in der Gegenwart, die aus New York nach Berlin kommt, um von der mittlerweile 90jährigen Lena die Geschichte ihrer Mutter zu erfahren, zeigt endgültig: die größten Schwächen dieser Geschichtsaufarbeitung liegen jenseits von Glaubensfragen.

[ Sylvia Görke ]