Originaltitel: SING

USA 2016, 106 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Musikfilm

Stab:
Regie: Garth Jennings
Stimmen: Katharina Thalbach, Daniel Hartwich

Kinostart: 08.12.16

Noch keine Bewertung

Sing

Botschaftskino mit Heulsirenenpop

Ganz klein war er noch, als sich der Koala Buster ins Theater verliebte, mit verklärtem Blick und pochendem Herzen schmusig an Papa schmiegte, der ihm schließlich was vermachte? Ein Theater! Nicht irgendeins, sondern das schönste Haus am Platz, in dem große Diven große Auftritte feierten, der Saal berstend voll, das Publikum begeistert war. Und nun? Leere Ränge, noch leerere Kassen, Schecks platzen, der nun nicht mehr so junge Buster kann seine Leute nicht mehr bezahlen. Eine Idee muß her, die Idee! Und da heute Fernsehmachern und Skriptautoren nicht mehr so viel einfällt wie in den guten alten Zeiten, kommt Buster eben auch nur auf jene: Eine Castingshow muß es sein! Und zack! Die Tiere rennen ihm die Bude ein ...

Nun könnte man schon abwinken, wäre aber zu früh. Denn der Anfang des Films ist durchaus temporeich, die Figuren werden im Hauruck und dennoch genügend umrissen, die Gesangskünste von Stachelschwein Ash, Gorilla-Teenie Johnny, Schweinemama Rosita, Elefantengirlie Meena und Bad-Guy-Mäuserich Mike knapp und ausreichend unter Beweis gestellt, der familiäre Hintergrund der tierischen zukünftigen Stars wird auch noch beleuchtet – dann hat man’s. Aber nach gut 30 Minuten ist eben auch mal der längste Trailer der Welt zu Ende, und SING entpuppt sich schließlich als das, was es ist: ein animiertes Filmsoufflé, dem es nach einem Pieks wie dem Theater von Buster im Filmverlauf geht. Rutscht einfach zusammen. Es bleibt kaum was übrig zum Zusammenklauben, weil keine Substanz nirgends.

Das geht im Prinzip schon bei den sicherlich schön animierten Figuren los. Sie bleiben einem aber egal, bei keiner reicht’s zu Sympathie, um mal nicht gleich von Identifikation zu reden, zur Empörung langen die kleinen Stänkereien Mikes nicht, und ob dem Hans-Dampf-Koala der wirtschaftliche Erfolg gelingt – alles wurscht! Die Standardbotschaften, die eben das amerikanische Standardbotschaftskino so gerne an seine Geschichten pappt, ploppen auch hier unüberhörbar auf: „Sei selbstbewußt! Sei einfach Du! Besiege Deine Ängste! Steh’ wieder auf!“ Ja doch! Und wenn dann noch die ohnehin bigotte Kapitalismuskritik um die Ecke schielt, nach der die jungen Talente auch ohne Aussicht auf Geld ihre Künste darbieten sollen, dann ist dies der Moment zum Abwinken. Oder jener, wenn der Heulbojenpop Katy Perrys loslegt.

Oder dieser aus aktuellem Anlaß: Wenn Meena, die trampelige Elefantendame, mit diesem nervig-zittrigen Castingshow-Vibrato den Leonard-Cohen-Song in die Trümmerreste zwitschert, dann dürfte der Meister gehörig in der Kiste rotieren. Hallelujah!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.