Originaltitel: SORDA
Spanien 2025, 100 min
FSK 12
Verleih: Piffl
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Míriam Garlo, Álvaro Cervantes, Elena Irureta, Joaquín Notario
Regie: Eva Libertad
Kinostart: 30.10.25
In einem Brief sprach Rainer Maria Rilke von „der Liebe, die darin besteht, daß zwei Einsamkeiten einander schützen, grenzen und grüßen.“ Mithin zunächst unbenommene Eigenständigkeit erlaubt, Rücksichtnahme gebietet, Ruheräume schafft, sich aber bei Achtlosigkeit zum „Gemeinsam einsam“ umformt. Ángela und Héctor passiert’s gerade.
Zwei alltäglich schöne Menschen, welche einen schönen Alltag teilen, mit schön alltäglichen Zuneigungsgesten. Lebenskreise, die sich verbindend überschneiden – oder bloß manchmal zufällig an den Rändern berühren? Sie ist gehörlos, er nicht; ihre Schwangerschaft birgt neben Freude Unsicherheit: Wird das Kind hören können? Einer wegen Komplikationen erschwerten Geburt folgt Ángelas Wandel zur sorgenden, gleichzeitig indes distanziert scheinenden Mutter, dünnhäutig auf jede kleinste – auch vermeintliche – Zurückweisung reagierend. Etwas zerbrach, die Risse breiten sich zunehmend aus, stabil geglaubte Beziehungen stehen plötzlich auf Wackelfüßen, Welten suchen Kollisionskurs.
Regisseurin/Autorin Eva Libertad läßt unaufgeregt schleichend entgleisen, beobachtet akribisch, fügt Dialogen, die ohne herbeigeschriebenes Überbaudrama auskommen, authentisch-bittere Beiklänge hinzu. Sie weiß, daß ein lapidares „Du mußt nicht mit, wenn Du nicht willst!“ in seiner desinteressierten Egozentrik provoziert. Unterstützt zumindest vorerst keine Seite, arbeitet heraus, wie sich beide Partner schuldhaft verlieren. Wenn Libertad gegen Ende dann doch ein Statement setzt, Ángelas Isolation illustriert, wirkt das nicht belehrend, sondern deutlich nach – als unverändert kluge Erkundigung, gerahmt durch physische Selbsterfahrung.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...