Originaltitel: ANNIVERSARY

USA 2025, 112 min
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Diane Lane, Kyle Chandler, Darryl McCormack

Regie: Jan Komasa

Kinostart: 06.11.25

The Change

Lost Country?

Über diesen Film wird man reden! Man sollte in jedem Fall über ihn reden, weil sein Ansatz polarisiert. Zum Gespräch gehören dann auch Zwischentöne, die hier – das ist die Krux des schon spannend erzählten Films – leider fehlen. Jan Komasa, seit SUICIDE ROOM einer der beeindruckendsten polnischen Regisseure, skizziert anhand einer Wohlstandsfamilie das Abrutschen Amerikas in eine Diktatur. Das ruft zwangsläufig jene Alleswisser auf den Plan, die umgehend meinen, dies sei der Film zur Zeit. Und dabei ignorieren, daß die USA aktuell eines der freiheitlichsten oder immerhin am stärksten um Freiheit bemühten Länder der Welt sind, eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und das Ausüben digitaler Zensur, wie im Film thematisiert, derzeit wohl doch eher von Europa ausgehen.

Komasa führt die Pinselstriche zu häufig in Schwarzweiß, zu klar werden Gut und Böse skizziert. Auf der Hochzeitstagsfeier von Ellen und Paul bringt ihr Sohn Josh Freundin Liz mit, und Ellen erkennt in ihr jene Studentin, deren Uni-Rauswurf sie vor Jahren verantwortete, da Liz mit radikalen Schriften auffiel. Ellen spürt, daß Liz’ Auftauchen kein Zufall ist. Das Familienfest eskaliert, Jahre später ist das Land ein anderes ...

Gut gewählt ist, daß Komasa in den Kern einer Familie eintaucht, um den gesellschaftlichen Niedergang zu illustrieren, quasi das Zerstören der Ur-Zelle. Jedoch macht er es sich zu bequem in der psychologischen Vereinfachung, versteigt sich auf Prinzipienreiterei, geradezu kleinkindhaft und an Satire grenzend läßt er Ellen, die gebildete Professorin, die US-Flagge herunterreißen. Vielleicht wäre serielles Erzählen die geeignetere Form für den Stoff gewesen, allein, um die dann doch zu grobe Verknappung zu vermeiden.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.