Welcome Home Baby

Provinzhölle, gelackt und verschenkt

Daheim ist dort, wo die Dämonen wohnen. Und in Österreich wohnen die besonders gern zwischen Berg und tiefem Tal. Also in der Provinz, diesem Euphemismus für Hölle, in der dann prompt auch Judith landet. Die ist eigentlich eine echt toughe, emanzipierte Berlinerin, Notärztin zumal – doch stop: Was heißt hier „eigentlich“? Vor allem für eine wie Judith, die schon früh zur Adoption freigegeben wurde, und für die ihre biologischen Eltern und die Zeit bei ihnen kaum mehr als weiße Flecken auf der Karte ihres Gedächtnisses sind. Doch dann erreicht Judith erst die Nachricht, daß sie ein großes Haus in einem kleinen österreichischen Kaff geerbt hat. Und dort, vor Ort, konturieren sich recht bald die weißen Erinnerungsflecken auf eine so dämonische Art, daß Judith sich bald fragen muß, wer und was sie ist. Eigentlich.

Gelandet ist Judith in jedem Fall in einer Hölle, die in WELCOME HOME BABY nicht nur eine Provinzhölle, sondern auch eine straff matriarchalisch organisierte ist. Was man sich erst mal trauen muß, heutzutage. Denn tatsächlich: So viel hexenhaft bösartiges, garstig herrisches und skrupellos manipulatives Weibsvolk gab´s lange nicht mehr auf der Leinwand zu sehen. Ganz im Gegensatz zum arg gewohnt zeitgemäßen Standardhorror-Schnickschnack, mit dem Regisseur Andreas Prochaska (DAS FINSTERE TAL) die Geschichte dann aufbereitet. Und damit deren ja „eigentlich“ vorhandenen interessanten Tiefen, ihr morbides und auch provokantes Potential, ans konventionell Gelackte verschenkt.

Österreich/D 2025, 115 min
Verleih: Wild Bunch

Genre: Horror

Darsteller: Julia Franz Richter, Reinout Schollen van Aschat, Gerti Drassl, Maria Hofstätter

Regie: Andreas Prochaska

Kinostart: 27.11.25

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.