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Beule zerlegt die Welt

SHINING in Norddeutschland

Man würde es bei einer romantischen Komödie wohl kaum erwarten, aber BEULE ZERLEGT DIE WELT ist ein Film, in dem eine große Aggressivität lauert. Begegnungen zwischen Menschen werden zum Crash. Man brüllt sich an, boxt sich nieder. Waffen sind ebenso dabei. Gleich am Beginn hackt Olli, Beule genannt, vor Wut in einen Zigarettenautomaten. Später geht er mit der Axt auf seinen romantischen Rivalen und Bruder los. Wie Jack Nicholson im Overlook-Hotel randaliert er im Krankenhaus. SHINING ist sogar Teil der Filmliste, die dem Abspann anhängt. „Könnte sein, daß wir hier und da ein wenig geklaut haben“, heißt es darin. Ob geklaut oder nicht: Hier tänzeln Figuren unentwegt am Rande des Austickens.

Olli und Anja erwarten ein Kind, doch die Vorstellung eines gemeinsamen Glücks strauchelt schon während der Schwangerschaft. Das ist anfangs recht charmant, in welchem norddeutschen Kosmos dieser Plot verortet wird, welche skurrilen Konstellationen dort beleuchtet werden. Hinterher schleppt sich der Film durch rar gesäte Pointen, die wiederholt von der immer penetranteren Gewalt abgelöst werden, mit der sich Charaktere gegenseitig bestrafen und disziplinieren. Jeder Anklang von Zärtlichkeit kann sich in den nächsten Schlag verwandeln. Nur, um am Ende eine spießige Norm vorgaukeln zu können.

BEULE zeigt, wie Familienideale auf Verrohung und Frust errichtet werden: mal ironisch augenzwinkernd, mal mit irritierender Ernsthaftigkeit im künstlerischen Tonfall. Der Weg ins geteilte Idyll wird zum äußerst derben Slapstick. Und diesen Zustand soll der Nachwuchs einfach so befrieden!? Elternschaft als Wunderwaffe gegen das (Gefühls-)Chaos. Was soll schon schiefgehen?

[ Janick Nolting ]

Beule zerlegt die Welt ab heute im Kino in Leipzig