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Silver Linings

Crazy In Love

Ein manisch-depressiver Lehrer frisch aus der Anstalt läßt sich auf eine doppelbödige Beziehung zu einer nymphomanen jungen Witwe ein. Klingt nicht gerade nach dem Stoff für eine romantische Komödie, aber David O. Russells neues Werk ist im weitesten und besten Sinne eine geworden. Allerdings mit so viel Gefühl, Komik und Mut zum Abgründigen, daß man den Film nicht gern in Vergleich zu sonstigen zeitgenössischen Formelfilmen aus selber Sparte setzen möchte. Viel eher geht man bei SILVER LININGS zu den besten Tagen der Screwball-Komödie zurück, wo „einzigartige Charaktere“ noch keine flache Behauptung und Funken versprühendes Gezänk zwischen eben diesen die Regel und nicht die Ausnahme auf der großen Leinwand waren.

Die beiden widerspenstigen Liebenden heißen hier Pat und Tiffany. Beide wohnen nach traumatischen Erlebnissen jüngster Vergangenheit wieder bei ihren Eltern und begegnen sich bei einem Essen im Haus von Tiffanys Schwester. Tiffany hat ihren Mann Tommy verloren und sucht in ihrer Depression Zerstreuung durch bedeutungslosen Sex. Diesem ist Pat gänzlich abgeneigt, hat er doch nur im Kopf, seine Noch-Ehefrau Nicki zurückzuerobern. Kleines Hindernis: Nicki hat wegen Pats Beinahe-Totschlags ihres Liebhabers eine einstweilige Verfügung gegen Pat erlangt. Da Tiffany Nicki öfter sieht, will Pat sie kurzerhand zum Boten seiner Liebesbriefe machen. Tiffany will als Gegenleistung Pat tanzen sehen: Sie braucht noch einen Partner für einen Tanzwettbewerb. Nach anfänglichem Sträuben läßt sich Pat auf den Deal ein.

Wer jetzt Patrick Swayze und Jennifer Grey im Kopf hat, der ist gänzlich falsch gewickelt, denn was fortan zwischen den Beiden in Tiffanys Garage und Rest-Baltimore passiert, ist Welten entfernt von verklärter Romanze im Ferienressort und taugt dennoch locker zum Liebesfilm des Jahres. Bradley Cooper und Jennifer Lawrence sind schlichtweg eine Wucht. Beide hauchen ihren psychisch labilen Figuren genug Leben für zwei Filme ein und schaffen es beim ausnahmslos hohen Unterhaltungswert ihrer Wortgefechte dennoch, daß der Realismus der Krankheiten, die beider Leben bestimmen, nie zur Nebensächlichkeit verkommt. Dazu erhebt sich Robert De Niro von seinen Lorbeeren und spielt sich mit einer erinnerungswürdigen Performance als Pat Sr. in die Riege der diesjährigen OSCAR-Kandidaten. Eine große Genugtuung also auf ganzer Linie.

Originaltitel: SILVER LININGS PLAYBOOK

USA 2012, 122 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Tragikomödie, Liebe, Romantik

Darsteller: Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Chris Tucker, Jacki Weaver, Julia Stiles

Stab:
Regie: David O. Russell
Drehbuch: David O. Russell

Kinostart: 03.01.13

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...