Label: Flax Film

Genre: Drama

Regie: Jacques Rivette

Edition Jacques Rivette

Fast immer standen Frauen, außergewöhnliche Frauen, im Zentrum der Filme Jacques Rivettes. So auch bei diesen dreien in der vorliegenden sehr schönen Edition. Ein echter Querschnitt kann sie nicht zwar sein, dafür fehlt wenigstens ein Frühwerk, das legendäre PARIS GEHÖRT UNS beispielsweise. Da hätte sein wahrscheinlich aufwendigster Film JOHANNA, DIE JUNGFRAU dabei sein müssen. Aber diese Box, welche mit einem Reprint des Magazins "du" von 1994 ergänzt ist, in dem sich ausschließlich mit Rivette beschäftigt wird, bietet auf jeden Fall einen Schnupperkurs in den ganz eigenen Kosmos der sperrig oder besser auf Umwegen erzählten Geschichten Rivettes. DIE VIERERBANDE (La bande des quatre, 1988) erzählt von vier Schauspielstudentinnen, die sich einen teuren Kurs bei der unnachgiebigen Ikone Constance Duvas leisten. Rivette blickt tief in das Milieu, liefert genug Beweise, warum Schauspieler schneller vernarben müssen als andere Menschen und erzählt - an einer losen Leine mit Marivaux verbunden - von einem mysteriösen Fremden, der wohl von Constance gedeckt wird. Die selten geradlinigen Strukturen bei Rivette fordern dem Betrachter auch hier einiges an Geduld ab: geht es um gedeckten Terrorismus, geht es um den Verrat an Freunden? Rivette macht es sich und dem Betrachter nicht leicht. Schon hier gab es einen Verweis auf sein später folgendes und sicherlich populärstes Werk, welches auch das Filetstück der Edition bildet: DIE SCHÖNE QUERULANTIN. Handlungskarg ist auch dieser wahrhaft meisterliche Film und dennoch oder gerade dadurch entsteht ein Sog, der es dem Zuschauer - den Figuren gleich - unmöglich macht, loszulassen. Die Geschichte um Obsession in der Kunst und in der Liebe, die Ballade vom Maler Frenhofer und der schönen Marianne liegt hier neben der hinlänglich bekannten Kurzfassung in der schönen vierstündigen Originalversion vor. Michel Piccoli und Emmanuelle Béart liefern sich ein spielerisches Duell, das sich über das Kratzen der Federn, das fast spürbare Gelenkespannen beim Aktstehen und die beinahe ätzende Stille beim Zeichnen entlädt. Magnifique!

Béart spielt auch die Hauptrolle in DIE GESCHICHTE VON MARIE & JULIEN aus dem Jahre 1993, ein nicht ganz irdischer Liebesreigen zwischen einem Uhrmacher und einer geheimnisvollen Schönen. Auch hier kann sie wieder all das ausgiebig zeigen, wofür sie dem Herrn ewig dankbar sein darf. Für alle Filme gilt, daß sie das Werk eines großen Ästheten sind, der mit den Mitteln des Verzichts und der Verwirrung die Strapazierfähigkeit seines Publikums auslotet.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.