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Der Krieger und die Kaiserin

Tykwer enttäuscht durch seelenlosen Plot

Sissi ist alles andere als eine Kaiserin. Sie arbeitet als Krankenschwester in einer geschlossenen Anstalt und führt ansonsten ein recht ruhiges Leben. Bei einem Unfall rettet sie ein aus dem Nichts auftauchender und ebenso schnell verschwindender Mann: Bodo. Der allerdings ist ein Krieger, zumindest einmal gewesen, bei der Bundeswehr im Einsatz. Jetzt schlägt er sich als weinender Sargträger durch. Sein Bruder bereitet ihn und sich für den Überfall auf eine Bank vor. Der soll ihr Leben ändern. Wird er auch...

Tom Tykwer hat eine große Last zu tragen und dafür einfach zu schmale Schultern. Er will mit den sich immer wieder kreuzenden und scheinbar vorbestimmten Wegen von Bodo und Sissi in schönen breiten Bildern episch erzählen, kann er aber leider nicht. Alles ist so ambitioniert bis nix mehr geht. Die Musik klingt wie bei LOLA RENNT und paßt im Gegensatz zu Tykwers Erfolgsfilm überhaupt nicht zum - freundlich gesagt - gemäßigtem Tempo seines neuen Werkes. Raffer, Krankamera, furiose Drehwinkel, ambiente Soundcollagen - alles überflüssig, weil’s die Geschichte weder hergibt noch braucht. Tykwer will meisterlich erzählen, betreibt aber eher seelenloses Handwerk. Man ahnt ja wo er hin will, weiß aber sofort, wem so etwas viel besser gelang: P.T. Anderson,

Kieslowski, Malle und in diesem Jahr mit THE

MILLION DOLLAR HOTEL sogar WimWenders.

Motive wie Hoffnung, Stärke, echte Liebe, Vertrauen und der überlebensnotwendige Funken Wahnsinn verkommen leider zu blassen, klischierten Schablonen. Keine Frage: Tom Tykwer liebt seine Figuren, erdrückt sie allerdings mit seinem Ehrgeiz und hinterläßt kalte und dem Zuschauer völlig fremd bleibende Hüllen. Tykwer hätte mutiger sein und sich nicht um die paralysierenden Erwartungen der Branche scheren sollen.

D 2000, 129 min
Verleih: X Verleih

Genre: Liebe, Drama

Darsteller: Franka Potente, Benno Fürmann, Joachim Król

Regie: Tom Tykwer

Kinostart: 12.10.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.