Noch keine Bewertung

Der Liebeswunsch

Von Viel zu wenig

Einen gut situierten Mikrokosmos mit vier Akteuren und emotionalen Verwicklungen entfaltet Torsten C. Fischer vor den Augen der Zuschauer mit seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans.

Das Ärztepaar Marlene und Jan engagiert die Studentin Anja, während ihrer Ferien das Haus zu hüten. Der Richter Leonhard verliebt sich während der Abwesenheit seiner Freunde in die junge Frau, macht ihr ohne viel Federlesens einen Heiratsantrag und bald zeugt Nachwuchs von einer vollzogenen Liaison. Anja wird in den Bund der Drei aufgenommen, doch das Glücklichsein will sich nicht einstellen. Leonhard ist ein stocksteifer Realist, der seine Frau Gesetzen und Regeln unterwerfen will und diese, unerfüllt ihr Liebeswunsch, flüchtet sich in Alkohol und schließlich in eine Affäre mit Jan.

Getreu der Vorlage steht der Höhepunkt des Dramas am Beginn. Welche Ereignisse, ob nun eingetreten oder ausgeblieben, eine der Figuren auf die Brüstung eines Balkons führt (wo sie nicht verbleibt), wird in Rückblenden erzählt. Es ist Jan, ein philosophisch gewandter, weltoffener Herzensbrecher, der sich seinen Erinnerungen hingibt und das Geschehen aus dem Off kommentiert. Die Hauptfigur, dargestellt von Ulrich Thomsen, ist er deshalb nicht, denn auch der Film will gleichsam alle vier Akteure in Augenschein nehmen. Doch neben Jessica Schwarz, welche (auffallend oft halbnackt) die lebens-und liebeshungrige Anja mimt, und Tobias Moretti, dem ihr angetrauten, von Förmlichkeit beherrschten Widerpart Leonhard, ist allein Barbara Auer herausragend. In dem Ensemble fraglos gestandener Schauspieler gelingt es nur ihr, der Figur der Marlene, einer auf- und auch abgeklärten Frau, Facetten abzuringen. Die anderen Charaktere gleichen Schemen, nur angedeutet bleiben ihre Traumata. Das Potential der Schauspieler hat die Regie hier vernachlässigt.

Gleiches gilt für die Dialoge, welche wohl von Intelligenz zeugen wollen, aber nicht so recht zu den Figuren passen und deshalb gekünstelt wirken, zuweilen sogar lächerlich. Konzentriert scheint die Inszenierung allein auf metaphorische Szenenbilder, wie ein ganz und gar rechtwinkliges Haus des pedantischen Juristen. Großes Vertrauen setzt Fischer zudem in gefühlige Streicher, ein Beitrag mehr dazu, daß zuviel wird, wo viel sein könnte, aber zu wenig ist.

D 2005, 110 min
Verleih: NFP

Genre: Drama

Darsteller: Jessica Schwarz, Ulrich Thomsen, Tobias Moretti, Barbara Auer

Regie: Torsten C. Fischer

Kinostart: 31.05.07

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.