Originaltitel: DOGMAN

F/USA 2023, 114 min
FSK 16
Verleih: Capelight

Genre: Thriller

Darsteller: Caleb Landry Jones, Christopher Denham, Marisa Berenson

Regie: Luc Besson

Kinostart: 12.10.23

8 Bewertungen

Dogman

Großartige Kino-Oper – eine Rückkehr

Nein, man hätte nicht darauf gewettet. Darauf, daß man noch einmal aus einem Luc-Besson-Film kommt – und begeistert ist. So wie früher, als ja bekanntlich alles besser war und der französische Regisseur einen mit SUBWAY, NIKITA, IM RAUSCH DER TIEFE oder LÉON – DER PROFI in Euphorie versetzte. Damals, im alten Jahrtausend, war das. Was Besson in diesem unseren neuen Millennium dann fabrizierte, sei es als Regisseur oder Produzent: Es war nicht mehr das Gleiche, war nie mehr als mal besserer, mal schlechterer Durchschnitt. Nichts, was noch wirklich euphorisierte.

Und nun das: DOGMAN. Bessons neuestes Werk, dessen Geschichte so krude klingt, daß man schon wieder skeptisch sein mag: Man versteht schon, warum dieser Douglas lieber mit Hunden als mit Menschen lebt. Ein Menschenhasser ist er dennoch nicht. Das weiß die Polizeipsychologin sehr schnell, die diesem seltsamen jungen Mann gegenübersitzt. Bei einer Verkehrskontrolle wurde der aufgegriffen. Verletzt, in Frauensachen gekleidet – und mit einem LKW voller Hunde. Dutzende Hunde aller Rassen und Größen und allesamt diesem Douglas in (wie sich noch zeigen wird) bedingungsloser Treue ergeben. Warum das so ist, und wie Douglas zu dem wurde, was er ist (ein Außenseiter der Gesellschaft, auf einen Rollstuhl angewiesen, nicht so ganz ohne kriminelle Energie und umgeben von einer riesigen Hundeschar, die beim Umsetzen dieser Energie großartige Dienste leistet), erzählt dieser vom Schicksal so gebeutelte und zugleich doch auch auserwählte Mann der staunenden Psychologin.

Und Besson somit natürlich dem nicht minder staunenden Publikum. Daß der Regisseur diesem dabei wieder einiges Großkalibriges vorsetzt (was die dicken Wummen fieser Bösewichter ebenso meint wie die Neigung zur religiösen Metaphorik), mag Realismus-Propagandisten stören. Nur, daß DOGMAN eben endlich wieder mal das ist, womit Besson einst zu Recht berühmt wurde: Eine melodramatische Kino-Oper, die zugleich immer weiß, wann es mal Zeit für die stillen Momente oder eine solide Prise Humor ist. Und ja, etwas Action gibt es auch. Und viele tolle Hunde, klar. Und eine wunderbare Liebeserklärung an William Shakespeare. Kurz: tolles Besson-Kino. Wie in den guten alten Zeiten.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.