D 2022, 103 min
FSK 16
Verleih: Grandfilm

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Valery Tscheplanowa, Ursula Werner, Andreas Döhler, Fedja van Huêt

Regie: Mareike Wegener

Kinostart: 24.11.22

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Echo

Schuld verjährt nicht

Wenn die Erinnerung kommt, steigt pinker Rauch auf. Dieses farbige Element nutzt die Regisseurin Mareike Wegener als visuelle Übersetzung für das, was sich in tieferen Ebenen der menschlichen Seele ablagert: schicksalhafte Erlebnisse und Traumata, die wir verdrängen, um weiterzumachen, um den Schmerz zu schmälern. Und bei Saskia Harder, die Hauptfigur in ECHO, steigt oft pinker Rauch auf. Nach einer Explosion im Polizeicamp in Afghanistan muß sie feststellen, daß sie als Ausbilderin niemandem aus ihrer Truppe das Leben retten konnte. Also kehrt sie zurück und soll nun als Kriminalkommissarin in der Provinz einen auf den ersten Blick unspektakulären Fall klären. Während sie in dem kleinen Dorf eigentlich nur gewissenhaft ihrer Arbeit nachgehen will, stößt sie auf allerhand seltsame Dinge: einen verrückten Schloßbesitzer, eine mumifizierte Moorleiche, traumhaft schöne Wildpferde und eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das Setting, in das Wegener ihre Figuren verfrachtet, gleicht einer Theaterbühne: stakkatohafte Bewegungen, surreal erscheinende Szenen. Die Bilder komponiert Wegener akribisch, auf großen Tableaus thronen die herbstlichen Landschaften und verleihen der kleinen Idylle etwas Königliches, aber auch etwas Absurdes. Man muß sich auf die Künstlichkeit der Figuren einlassen, um der Erzählung zu folgen, die etwas zutiefst Moralisches hat. Denn während Harder ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen versucht, kommen auch die vergessen geglaubten Dämonen der Dorfbewohner zum Vorschein. Wegener schaut auf ganze eigene Art und Weise in die Abgründe dieser scheinbar heilen Welt.

[ Claudia Euen ]