Originaltitel: HANNAH: BUDDHISM’S UNTOLD JOURNEY

GB/Spanien/Indien/ Nepal/Ungarn/HK/China/DK/D 2014, 89 min
FSK 12
Verleih: W-Film

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Marta György-Kessler, Adam Penny

Kinostart: 18.01.18

1 Bewertung

Hannah

Denkmal für die dänische „Mutter des Buddhismus“

Hannah Nydal war eine besondere Erscheinung, schmal, aber dennoch energiegeladen. Ihre braunen Haare wurden schon früh nahezu weiß und wirkten manchmal wie ein Heiligenschein. Auf vielen Fotos blickt sie so ruhig und wissend in die Ferne, als wäre sie nicht ganz von dieser Welt. Die Dänin wird als „Mutter des Buddhismus“ verehrt. Sie hat, nachdem sie 1968 auf ihrer Hochzeitsreise auf dem Hippie-Trail den 16. Karmapa, ein wichtiges geistiges Oberhaupt im Buddhismus, kennenlernte, tausenden Menschen diese östliche Form von Religion und Philosophie nahegebracht.

Dieses dokumentarische Porträt setzt ihr ein Denkmal, indem es sich auf Fotos, Video-Footage und Tonmitschnitte stützt und versucht, sie mit Hilfe dieses Materials und vieler Interviews mit Freunden und Weggefährten lebendig werden zu lassen. Da die Idee zum Film erst Jahre nach ihrem Tod entstand, war die Regie zu großen Teilen auf Archivmaterialien angewiesen. Daß die mediale Wiederauferstehung dennoch ein Stück weit gelingt, ist vor allem Hannahs Stimme zu verdanken, die (kompiliert aus Interviews, Workshops und Vorträgen) sie sehr gegenwärtig wirken läßt und einen immer wieder gefangennimmt.

Leider schleicht sich beim Zuschauen dennoch immer wieder das Gefühl ein, daß Hannah selbst mit dem Personenkult, der hier um sie betrieben wird, nichts hätte anfangen können. Sie, der es zeitlebens darum ging, das eigene Ego zu transzendieren, bekommt hier plötzlich einen soliden filmischen Gedenkstein. Leider fehlen diesem Gedenken genau die Zwischentöne, oder der Blick auch auf schwierige Momente, die sie selbst bei einem Rückblick auf ihr Leben sicher geliefert hätte. Natürlich ist es verständlich, daß die Regisseurin, eine langjährige Schülerin und Weggefährtin Hannahs, diese Kritik nicht in ihrer Abwesenheit verhandeln will. Dennoch bleibt eine leichte Unwucht, die noch dadurch verstärkt wird, daß die Frage, ob das rastlose Leben zwischen den Kontinenten, das sie als Botschafterin des Buddhismus fast 40 Jahre lang führte, wirklich als „frei“ beschrieben werden kann, nicht wirklich gestellt wird.

Ohne Zweifel war Hannah Nydal eine beeindruckende Frau, die für die (geistige) Entwicklung vieler Menschen eine große Rolle spielt und deren Lebensweg es absolut wert ist, erzählt zu werden. Dennoch hätte das Porträt einer so vielschichtigen Frau mehr Tiefe und persönliche Facetten vertragen.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.