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L’ Amour

Vom kalten Atem der Straße

Samson und Delilah. Kleopatra und Caesar. Romeo und Julia. Und nun Marie und David.

Das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen, noch schlechter mit ihrer Liebe. Dabei ist genau die der einzige Halm, der die zwei Streuner in der Bewegung hält, der ihnen die Luft nimmt, um den notwendigen Atem zu spenden. Zwei einsame klatschnasse Welpen, ohne Hoffnung auf ein Muttertier, zwei verlorene Halunken, mit dem Herzen an der richtigen Stelle, mit einem Verstand, der sich aus Kalkül, Sehnsucht und Instinkten speist. Sie laufen durch die Nacht, rennen weg aus dem Nichts, um schnellstens dorthin zurückzukehren. David will arbeiten, was schwierig und schmerzlich zugleich ist, denn sein Arm ist verletzt. Marie verkauft ihren ausgelaugten Körper an ausgelaugte Verlierer. Und nachts wärmen David und Marie ihre dürren Leiber aneinander. Das Leben meint es dann ganz kurz ganz gut mit ihnen.

Philip Gröning hat einen erstaunlichen Film gedreht. Ein Film, der verblüfft, der überrascht, der aufrüttelt und gehörig wehtut. Er erzählt von gebrochenen, liebeshungrigen Seelen, die sich dem üblichen Kreislauf aus Maloche und dem kläglichen Rest, der sich dann sozial und Leben nennt, entziehen wollen. Sie sehen dabei nicht, daß genau das ihr beschissener Kreislauf ist. Marie und David sind in allem zu weit gegangen, um nach anderen Wegen, nach einem guten Leben zu suchen. Gröning scheut sich nicht vor Ekel-Ästhetik, er denkt gar nicht nach über eine sonnenlichtdurchflutete Welt, er diktiert sie höchstens in Maries und Davids Wünsche.

Solche Geschichten werden nur selten erzählt, und wenn dies mit einer derartigen atmosphärischen Dichte und schauspielerischen Brillanz - ohne verschrobene Eitelkeiten, ohne hohlen Glanz - geschieht, dann muß man Philip Gröning gratulieren.

D 2001, 128 min
Verleih: Kinostar

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Sabine Timoteo, Florian Stetter, Marquardt Bohm

Regie: Philip Gröning

Kinostart: 20.02.03

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.