Originaltitel: LAST SENTINEL

GB/D/Estland 2023, 117 min
FSK 16
Verleih: Weltkino

Genre: Science Fiction, Drama, Thriller

Darsteller: Thomas Kretschmann, Kate Bosworth

Regie: Tanel Toom

Kinostart: 27.07.23

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Last Contact

Warten … worauf?

Man kann mit diesem Film ganz wunderbar verzweifeln. LAST CONTACT ist das Werk für eine geschlagene Gegenwart. Man weiß um ihre Krisen und verdrängt doch munter weiter, fürchtet sich und hat sich längst ergeben. Selbst die Schauwerte wollen nicht mehr: LAST CONTACT raubt sich konsequent seine Sensation. Eine kleine Menschengruppe sitzt da auf einer Militärplattform mitten im Meer, fast alle Kontinente sind überflutet. Eine Atombombe wird dort bewacht, doch die Ablösung will nicht kommen. Nun grübelt man über die ominöse Ferne, wird mißtrauisch und paranoid, bis die Sicherungen durchbrennen. Nichts scheint sich mehr ändern zu können – Warten im Ausweglosen.

LAST CONTACT projiziert dieses Gefühl in eine Zeit, in der alles zu spät ist. Eine lebende Welt erscheint fast nur noch als gespenstische Abwesenheit. Welche Verantwortungen gelten also noch? So langatmig und nihilistisch das erzählt ist, so trist die Bilder aus dem Innern dieses Gefängnisses anmuten, so kompromißlos wird an der filmischen Darstellbarkeit selbst gerüttelt. Ein Kammerspiel im Nirgendwo. Grelles Licht vor dem Fenster, wenig zu sehen weit und breit. Nur Wasser. Also den letzten Rest auch noch vernichten, sich gegenseitig zerfleischen, wenn die Menschheit eh alles verbockt hat?

Man sollte über die sogenannte Endzeit und ihre Ästhetik tatsächlich noch einmal neu nachdenken, wie es LAST CONTACT versucht. Vielleicht lauert ihr eigentlicher Horror nicht mehr in den sonst üblichen Bildern von Elend, Unterdrückung und Zerstörung. Vielleicht ist ja diese Vorstellung das Verstörendste überhaupt: beklemmende Leere, träge Zeit- und Sinnlosigkeit, eine lähmende Ohnmacht.

[ Janick Nolting ]