Originaltitel: LAST ORDERS

GB 2001, 110 min
Verleih: Columbia

Genre: Roadmovie, Tragikomödie

Darsteller: Michael Caine, Bob Hoskins, Helen Mirren, Tom Courtenay, David Hemmings, Ray Winstone

Regie: Fred Schepisi

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Posthum: Eine Urne geht auf Reisen

Regisseur Fred Schepisi wäscht sich seit den 70er Jahren mit den Wassern aller Genres und ist es gewöhnt, hochkarätige Schauspieler um sich zu haben. Auch für diese Adaption des gleichnamigen Romans von Graham Swift standen ihm große Namen wie Bob Hoskins oder Helen Mirren zur Verfügung. Wer sich aber nun besonders auf Michael Caine freute, mußte zunächst einen herben Schlag einstecken: Der verschmitzte Leinwandcharmeur, von dem man glaubte, ihn könne nichts unterkriegen, schien sich schon vor Drehbeginn verabschiedet zu haben, denn am Anfang der Geschichte ist seine Filmfigur schon am Ende, nämlich Staub in einer unansehnlichen Urne.

Daß Ray, Vic und Lenny das sperrige Paket ausgerechnet auf dem Kneipentresen auspacken, muß man ihnen großzügig nachsehen. Schließlich hat der verstorbene Fleischermeister hier einen Großteil seines Lebens verbracht und wird den in langen Abenden und mit großem Durst erkämpften Stammplatz wohl über den Tod hinaus behalten. Doch Jack hat bei den Trauernden eine letzte Bestellung aufgegeben: seine Asche soll nach Margate, ins Meer.

Was als skurriler Tagesausflug beginnt, gerät in fast sechzig Jahre umspannenden Rückblenden zur Mammut-Expedition in die Vergangenheit, die dann auch Michael Caine zu lebendigeren Auftritten verhilft. Doch Schepisis sentimental journey, im Gegewärtigen als ruppige, konversationsschwere Enthüllungs- und Aufarbeitungs-Grantelei, im Vergangenen als mit den Farben und Requisiten der jeweiligen Zeit verbrämte Lebensrückschau inszeniert, vermag kaum durch Vitalität zu bestechen. Zu viele kleine Zerwürfnisse und große Dramen werden reflektiert - Jacks behinderte Tochter, die Auseinandersetzungen mit Adoptivsohn Vince, die kurze, zarte Affaire seiner Frau Amy mit Ray. Einige der so entstehenden Charakterstudien leuchten, andere bleiben leblos blaß.

Die etwas müde wabernde Erzähl- und Erinnerungsstruktur wird jedoch immer wieder mit spröder, leiser Komik gebrochen - ein Verdienst der vorwiegend älteren Hasen (Ray Winstone, selbst jenseits der vierzig, bildet dabei eine der jugendlichen Ausnahmen) im stimmig besetzten Ensemble.

[ Sylvia Görke ]