Originaltitel: RAISING HELEN

USA 2004, 90 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Komödie

Darsteller: Kate Hudson, John Corbett, Joan Cusack

Regie: Garry Marshall

Kinostart: 17.06.04

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Liebe auf Umwegen

Familienkomödie vom Marshmellow-Mann

In der Zuckerbäckerinnung von Hollywood ist Garry Marshall so was wie der ewige Marshmellow-Mann: klebrig süß & unkaputtbar. In bald fünfzig Jahren hat er 1000 Folgen Sitcoms für das amerikanische Fernsehen produziert und nebenbei noch 15 Filme gedreht, von denen jeder so heißen könnte wie sein neuester: LIEBE AUF UMWEGEN. Der Originaltitel ist da schon sinnfälliger: RAISING HELEN. Schließlich will der Film zeigen, wie seine Heldin zum vollwertigen Gesellschaftsmitglied erzogen wird.

Helen Harris, Manhattan-Karriere-Girl und quirlige Lieblingstante aller Neffen und Nichten, wird das süße Leben endgültig ausgetrieben, als ihr der letzte Wille ihrer verunglückten älteren Schwester Lindsay verkündet wird: Sie und nicht Jenny, die Vorzeige-Mutti und älteste im Schwesternbund, soll das Sorgerecht für drei elternlose Kinder bekommen. Für Nesthäkchen Sarah, die keinen Schritt ohne ihr Kuschelnilpferd tut, Henry, den kleinen Dicken mit den schrägen Sprüchen und Audrey mit dem fatalen Drang, möglichst bald ihre Unschuld zu verlieren, will Helen ihr Leben umkrempeln. Also raus aus dem Single-Appartement in Manhattan, rein ins pralle Familienleben in einer Multi-Kulti-Buchte im weniger mondänen Queens. Schluß mit dem Job als Model-Agentin und statt dessen Gebrauchtwagen verkauft, keine One-Night-Stands mit Jüngelchen mehr, lieber ein richtiges Mannsbild mit handfesten Absichten.

Wie immer beim Urgestein Garry Marshall sind die Dialoge auch in diesem Film selten brillant, aber sie kommen auf den Punkt. Ein Lacher ist umso schöner, wenn er einen aus dem Tal der Tränen reißt. Witzige, aber nicht zu absurde Nebenfiguren beleben die Szenerie. Doch das, was PRETTY WOMAN so charmant und FRANKY UND JOHNNY sogar überraschend spröde machte, liefert er diesmal nicht: eine Figur, die sich zuallererst am eigenen Schopf aus dem komischen Schlammassel ziehen kann.

Hier wimmelt es derart von guten, glücklichen Menschen, daß Helen gar nichts übrigbleibt, als sich dem allgemeinen New Yorker Gutmenschentum anzuschließen. Der Weg führt gnadenlos ins Glück. Umwege? Welche Umwege?

[ Christian Seichter ]