Originaltitel: MAHANA

Neuseeland 2016, 104 min
FSK 12
Verleih: Prokino

Genre: Drama

Darsteller: Temuera Morrison, Akuhata Keefe, Nancy Brunning

Regie: Lee Tamahori

Kinostart: 01.09.16

Noch keine Bewertung

Mahana – Eine Maori-Saga

Schauwert und Staffage

Neuseeland in den 60ern: Tamihana Mahana ist Maori und ein Bilderbuchpatriarch. Ganz personifiziertes Gesetz der Väter, was natürlich etwas Gottgegebenes ist, egal, ob man dafür den biblischen Kontext oder den des alten Maori-Glaubens an Rangi und Papa (Vater Himmel und Mutter Erde) bemüht. Als Schafzüchter und Schafscherer an der Ostküste Neuseelands waltet und wacht Tamihana wie ein Feudalherr über seinen Wohlstand – und über seinen vielköpfigen Familienclan.

Zu dem auch sein 14jähriger Enkel Simeon gehört. Daß der nach dem biblischen Propheten benannt ist, der schon im kindlichen Jesu den Messias und somit die Zeichen einer neuen Zeit erkannte, hätte den Alten aber mal lieber stutzig machen sollen. Denn auch Teenager Simeon ist durchdrungen von Gerechtigkeitssinn und dem Geist der Rebellion. Und außerdem von der Liebe zur Tochter der Familie Poata, mit der die Mahanas schon seit Dekaden eine unversöhnliche Fehde führen.

Neuseelands bekanntester Regisseur Lee Tamahori (DIE LETZTE KRIEGERIN) verfilmt einen Roman von Neuseelands bekanntestem Autor Witi Ihimaera („Whale Rider“). Und möglicherweise liegt darin auch schon einer der Gründe, warum MAHANA von jener Machart einer Kino-Opern-Opulenz ist, die immer etwas zu dick gepinselt, zu überdeutlich im Ausdruck daherkommt, wallend und dröhnend, ganz auf große Bilder, große Gesten, große Gefühle aus.

Wenn hier der Patriarch zornig ist, gibt’s in der nächsten Szene prompt Blitz und Donner. Wenn auch freilich über großartiger Landschaft. Und selbige sieht man auch schon mal in Sepia, wenn etwa in Simeon die Liebe zart flammt. Was alles nicht schlimm ist, nur einfach ein wenig abgedroschen. Die Reminiszenzen an den Western, die MAHANA dabei angeht, sind ihrerseits dann fraglos sympathisch und reizvoll. Zielen aber weniger auf Werke wie ZÄHL BIS DREI UND BETE (Tahomi verweist in einer tollen Szene explizit auf Delmer Daves’ Klassiker) als eher auf Gravitätischeres wie etwa DUELL IN DER SONNE. Also Filme, die eben genau jene Geste episch-opernhaften Melodrams zelebrierten, an der sich auch MAHANA versucht.

Das hat natürlich seinen Schauwert, nur wird genau der hier auf eine Weise eben „zur Schau gestellt“, ob der die Geschichte selbst etwas Staffagenhaftes bekommt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.