Originaltitel: CÉZANNE ET MOI

F 2016, 113 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Drama, Biographie, Historie

Darsteller: Guillaume Canet, Guillaume Gallienne, Déborah François, Sabine Azéma

Regie: Danièle Thompson

Kinostart: 06.10.16

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Meine Zeit mit Cézanne

Ein Bild machen

Es wird der Herbst der Kunst im (Spielfilm-)Kino, der Herbst der Künstler. Paul Cézanne und Émile Zola, Egon Schiele, schließlich Paula Modersohn-Becker kommen in biographischen Blenden zu allen Ehren. Künstlerfilme sind es, in denen entstehende Werke kaum zu sehen sind. Diese freien Annäherungen an Ikonen werden ein weiteres Mal für Gesprächs-, sogar Zündstoff sorgen. Die Kunstpolizei hat immer Dienst.

MEINE ZEIT MIT CÉZANNE macht das Ansinnen schon vom Titel her deutlich, EGON SCHIELE und PAULA sind direkter, also tückischer. Regisseurin Danièlle Thompson wollte erklärtermaßen weg vom Bild der Künstler als weißhaarige alte Herren, wollte sie nicht als Größen zeigen, die sie in der Kunstschreibung geworden sind, sondern auf dem Weg dorthin. Im Falle Cézanne und Zola – Maler und Schriftsteller – hatte sie Biographien zur Verfügung, die sich schon in der Kindheit berührt haben. Mehr noch: Einzelne Lebensabschnitte wären ohne den jeweils anderen Menschen so nicht geschehen.

Nach einem flotten Schnitt durch Kinderjahre, in denen sich Cézanne und Zola in Aix-en-Provence kennenlernen und Freunde werden, findet sich der Film bald im Pariser Stürmen und Drängen wieder. Während Zola versucht, aus der Armut auszubrechen, müßte sich Cézanne übers Materielle keine Sorgen machen. Geld aber interessiert ihn nicht. Alles, was beide in Paris tun, atmet den Geist der Gemeinsamkeit: Trinken, Schwelgen mit Freunden, die Betten der Mädchen. Chronisches Unverstandensein wird im Lauf der Jahre nur Cézanne zelebrieren, er wird immer wieder gegen imaginäre und tatsächliche Hindernisse rennen – vorzugsweise gegen sich selbst. Er wird Malerkollegen herzhaft verachten und auch mit Zola Probleme bekommen. Denn allein dem Freund wird jene Anerkennung zuteil, die ihm selbst versagt bleibt.

Nicht ohne Grund sieht man die fertigen Bilder Cézannes zumeist im zerstörten Zustand – zerrissen, zerknüllt, zerschnitten. Zu oft kommt im Maler der Jähzorn hoch. Erst recht, als er sich selbst in Èmile Zolas Buch „Das Werk“ wiederfindet, und zwar alles andere als vorteilhaft.

MEINE ZEIT MIT CÉZANNE ist ein flotter, fein austarierter, bisweilen witziger, in jedem Falle charmanter Film über eine Künstlerfreundschaft, die immer wieder zu zerbrechen drohte wie ein zu Wasser gehender Krug. Daß nur die wenigsten von dieser Freundschaft wissen werden, ist fürs Kino eindeutig von Vorteil.

[ Andreas Körner ]