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The Goddess Of 1967

Traumreise ins Ungewisse

Clara Law ist aufgewachsen in Hongkong, studierte in London und siedelte in den 90ern nach Australien über. Der Blick der Reisenden haftet ihren Filmen an. Liebevoll, ernsthaft und konsequent nimmt sich die Regisseurin ihrer Figuren an, doch ein Schimmer der Fremdheit bleibt.

"Ich möchte Gott kaufen." Schon der erste Satz weist die Richtung - uns erwartet keine stringent erzählte Fabel. Vielmehr eine elektrisierende Reise in ein Spiegelkabinett menschlicher Abgründe. Nichts was wir erblicken, ist uns fremd, und doch so verzerrt, so verstörend. Mit der Göttin von 1967 ist der Citroën DS gemeint, von dem Liebhaber behaupten, er sei direkt vom Himmel gefallen. Das Aufpumpen seiner Hydraulik ist ein genüßliches Ritual der Eingeweihten, sein Ruf legendär: das Design-Objekt rettete zuverlässig den französischen Präsidenten Charles de Gaulle vor einem Attentat ...

Als ein japanischer Mann sich im Internet diesen Wagen kauft, hofft er auf ein neues Leben. Aus dem blau-kalten Tokio bricht er auf ins unheilschwanger-schwüle Australien, den Papierkram zu erledigen. Doch vom Besitzer des Wagens zeugt nur noch der Rest des weggeschossenen Gehirns an der Wand einer kleinen Hütte und die blinde Pflegetochter. Gemeinsam mit ihr macht sich der Fremde auf die Reise durch das australische Outback, zum wahren Besitzer des Wagens. Es wird eine Reise in die Vergangenheit, die das blinde Mädchen begraben will, die der japanische Mann nicht so einfach hinter sich lassen kann. Rache, Liebe, Wut und Neubeginn, alles scheint offen, alles scheint möglich. Als Paar wider die Konventionen brillieren das japanische Model Rikiya Kurokawa und Rose Byrne, die verdientermaßen in Venedig den Darstellerpreis erhielt.

THE GODDESS OF 1967 ist pure Kinomagie, bildstark, konfliktgeladen, exotisch. Clara Law filmt nicht, sie komponiert, sie arrangiert, manipuliert. Aus Rückblenden, Verfremdungen und Assoziationen entsteht ein metaphorisches Märchen über Wahrnehmung, Wahrheit, Sinn und Sinnlichkeit. Gebettet in eine bittere Realität, die sich erst nach und nach entfaltet. Ungewöhnlich ist dieser Kinotraum, das stimmt, lohnenswert erst recht.

Originaltitel: THE GODDESS OF 1967

HK/Australien 2000, 118 min
Verleih: Kairos

Genre: Drama

Darsteller: Rose Byrne, Rikiya Kurokawa

Regie: Clara Law

Kinostart: 16.05.02

[ Roman Klink ]