Originaltitel: OCÉANS

F 2009, 100 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Dokumentation, Natur

Regie: Jacques Perrin & Jacques Cluzaud

Kinostart: 25.02.10

10 Bewertungen

Unsere Ozeane

Meer als Spektakel

Während ganz Kino-Deutschland noch immer mit häßlichen Brillen auf das Kunstblau ausgedachter fremder Planteten glotzt, offenbart diese aufwendige Dokumentation aus Frankreich, daß das blauschimmernde Element auf unserem Heimatplaneten auch nicht zu verachten und durchaus ein gezieltes Abtauchen im Kinosaal wert ist. Der deutsche Titel will zwar etwas dreist auf der Erfolgswelle von UNSERE ERDE mitschwimmen, aber dieses Kalkül des Verleihs kann keineswegs die Pracht der Bilder mindern, die in wunderbaren Cinemascope-Aufnahmen über die große Leinwand flimmern und auch unbedingt dort gesehen werden sollten. Wer also meint, DEEP BLUE zu Hause auf DVD zu haben, reiche, verpaßt etwas.

Regisseur und Produzent Jacques Perrin setzte bereits mit seinen letzten beiden Werken MIKROKOSMOS und NOMADEN DER LÜFTE Standards in Sachen Naturdokumentation. Für UNSERE OZEANE begeben sich Perrin und sein Co-Regisseur Jacques Cluzaud auf die Spuren eines weiteren Jacques, nämlich des großen Cousteau, und ergründen mit einem Expertenteam im Schlepptau die Weltmeere. An 54 Drehorten fing das Team vier Jahre lang Bilder von Meeresbewohnern in deren farbenprächtigen Unterwasserwelten ein. Allesamt Aufnahmen, welche die Bezeichnung „Augenschmaus“ wirklich verdienen. Die Stars der Meere – also die üblichen Verdächtigen Delphin, Hai und Wal – erstrahlen in neuem Licht, aber ein besonderes Staunen ringen einem immer wieder die Bewohner der tiefsten Tiefen ab, die mitunter anmuten, als wäre LSD der Götter liebste Droge.

Perrin und Cluzaud haben nicht den Anspruch, im Cousteauschen Sinne über die unbekannten Welten zu informieren. Ortsangaben, Artenbezeichnungen und dergleichen fehlen. Der obligatorische ökologische Zeigefinger wird zwar geschwungen, aber die Bedrohung des Ökosystems bleibt weit gefaßt: der Mensch. Das Reizwort „globale Erwärmung“ fällt kein einziges Mal. Die Themen Vermüllung und Überfischung werden in zwei Einstellungen abgehandelt. Das mag mancher als Schönmalerei schelten, zeugt aber im Grunde nur von Entscheidungskonsequenz: Hier soll das zu Bewahrende in seiner noch existenten Schönheit gezeigt werden. Wer das Meer von seiner häßlichen Seite sehen will, braucht schließlich nur mal an den nächstgelegenen Urlaubsstrand zu fahren.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...