Originaltitel: VANITY FAIR

GB/USA 2004, 138 min
Verleih: Universum

Genre: Drama, Literaturverfilmung

Darsteller: Reese Witherspoon, Gabriel Byrne, Jim Broadbent

Regie: Mira Nair

Kinostart: 09.06.05

Noch keine Bewertung

Vanity Fair – Jahrmarkt der Eitelkeiten

Opulente Neuauflage eines Klassikers

"Jahrmarkt der Eitelkeiten" von William Makepeace Thackeray gehört zu den weltberühmten Roman-Klassikern, und die Inderin Mira Nair zählt seit MONSOON WEDDING zu den Ausgezeichneten und Erfolgreichen der Regie-Zunft. Diese Mischung galt wohl als Garant für das Gelingen einer opulenten Neuverfilmung und somit volle Kinokassen. Macht die Erfüllung unserer Träume glücklich? Tatsächlich ist das Thema Thackerays zeitlos und die Bedeutung seiner Hauptfigur hinsichtlich dieser Interpretation weitreichend und dauerhaft.

Becky Sharp, des Romanciers Heldin, stammt aus einfachen Verhältnissen und setzt alles daran, in die Gefilde der glanzvollen Londoner Gesellschaft des Britischen Empires zur Zeit der Napoleonischen Kriege aufzusteigen. Sie betört Männer reihenweise und findet schließlich im Marquis von Steyne einen mächtigen Gönner. Ihre kühnsten Träume werden wahr, doch welchen Preis muß sie zahlen?

Mira Nair erzählt die Beckys Geschichte in ihrer visuell-üppigen und farbenfrohen Handschrift, durchdrungen von ihrem Bollywood-Background. Die aufwendigen Kulissen und Kostüme verhelfen dem Film zur Bilderpracht. Leider ruht sich die Inszenierung darauf aus, und es gelingt ihr nicht, die Figuren zu integrieren. Reese Witherspoon als charmante und vor allem ehrgeizige Becky, spielt mit großer Verve und hält dennoch Abstand zum Zuschauer. Das mag nicht zuletzt daran liegen, daß sie trotz verschiedener Tiefschläge eine durchweg optimistische Protagonistin mimt. Sie agiert zielstrebig, geradezu egozentrisch, man weiß bloß irgendwann nicht mehr so richtig warum. Für Irritation sorgt auch, daß sie - wie überhaupt das gesamte Darstellerensemble - nicht altert, obwohl im Film mehr als ein Jahrzehnt vergeht.

Geradezu albern wirkt zuweilen Nairs Indien-Referenz, so in einer Tanz-Szene mit Becky im Haus des Marquis von Steyne. Der Marquis allerdings, verkörpert von einem großartigen Gabriel Byrne, gehört zu den wenigen Figuren, auf die der Plot - zur Freude des Zuschauers - hinarbeitet. Die besten Dialoge gehören dann auch ihm sowie der zynisch-spitzzüngigen Eileen Atkins in der Rolle einer exzentrischen Erbtante. Für die Neuauflage eines Klassikers in der Länge ist das allerdings zu wenig.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.