MUSIK IN DEUTSCHLAND 1950-2000: Musik für Film und Fernsehen; Musik zu Thomas-Mann-Filmen

Various Artists

Das Erarbeiten einer retrospektiven Kompilation ist ein problembehaftetes Unterfangen. Eine Auswahl muß getroffen werden, die in Kürze veranschaulicht, was über Jahre in aller Ausführlichkeit entstanden ist. Nun haben sich der Deutsche Musikrat und BMG zusammengefunden, um das Musikgeschehen beider deutscher Staaten der letzten 50 Jahre zusammenzufassen. 150 CDs sollen es werden, von Pop bis Klassik mit besonderem Augenmerk auf orchestrale Konzertmusik - eine Mammutaufgabe, ein Wagnis, ein Spießrutenlauf! Mit zwei CDs widmet sich die Edition im Bereich angewandter Musik auch der Filmmusik.

Die erste CD will einen generellen Überblick über Musik in Film und Fernsehen geben, strauchelt aber am Anspruch, einer musikwissenschaftlich wertvollen Zusammenstellung gerecht zu werden. Zweifelsohne ist es nicht nur musikhistorisch interessant, neben "reinen" Filmkomponisten wie Karl-Ernst Sasse, Jürgen Knieper und Enjott Schneider auch so namhafte Konzertkomponisten wie Hanns Eisler, Paul Dessau und Hans Werner Henze mit ihren Gastauftritten veröffentlicht zu wissen. Jedoch verklärt der laufzeitfressende Auftritt solcher Ausnahmepartituren die Demonstration der allgemeinen Entwicklung deutscher Filmmusik. Repräsentative, wegbereitende und Genre eigene Exempel bleiben auf der Strecke. Wo sind die Beispiele aus den ein ganzes Jahrzehnt beherrschenden Karl-May- oder Edgar-Wallace-Filmen? Wo so namhafte Leinwandmusiker wie Günther Fischer, Hans Possega oder Niki Reiser?

Da hatte die zweite CD eine deutlich unkompliziertere Aufgabe zu erfüllen. Thematisch eingeschränkt präsentiert sie sich in wunscherfüllender Ausführlichkeit. Acht Filmmusiken zu Werkadaptionen Thomas Manns haben die Produzenten ausgewählt, von Hans-Martin Majewskis FELIX KRULL (1957) bis hin zu Christian Brandauers MARIO UND DER ZAUBERER (1993). Besonders erfreulich ist das erstmalige Erscheinen zweier deutscher Kino-musiklegenden: Rolf Wilhelm und Eugen Thomass. Ein wahrer Gewinn auf CD ist auch Jürgen Kniepers aufwendig orchestrierter ZAUBERBERG-Score, eine Musik ganz im Sinne der spätromantischen deutschen Schule.

Alles in allem sind es zwei Veröffentlichungen, die in ihrer versuchten Ernsthaftigkeit dieser Musikgattung wieder ein Stück aus dem Schattendasein heraushelfen. Eine Lücke wird zwar noch nicht geschlossen, aber ein Anfang ist spürbar.

[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.

Label: RCA/BMG