Editorial 11/2022

[ 24.10.2022 ] Anfang Oktober ging bei Geschäftspartnern, Filmförderungen, politischen Amtsträgern sowie Interessenverbänden, Staatskanzleien und wohl auch beim Verfassungsschutz ein Brief ein. Darin forderte der anonyme Verfasser in kleinkindhafter Rechtschreibung unumwunden, daß einem Volksverhetzer und Haßprediger unternehmerisch das Genick gebrochen werden solle. Dieser unbekannte Brieffreund zitierte bewußt falsch und kontextfrei aus Kommentaren und Kolumnen des derart Gescholtenen, das unverkennbare Ziel dieses diskussionsscheuen Feiglings war eindeutig: Da gehört einem Schaden zugefügt. Dieser Staatsfeind soll im übrigen ich sein. Ich war selbst überrascht. Da glaubt man sich zu kennen ...

Nun, jener würmchenkleine Schmierfink trifft mich damit gar nicht. Tatsächlich traurig stimmt mich indes, daß diese verleumderische Krakelei meinen Befürchtungen hinsichtlich eines erodierenden Verständnisses von Demokratie und Meinungspluralität leider Recht gibt. Dabei habe ich inständig gehofft, mich zu irren, das wäre bekanntermaßen menschlich. Ich sage es gern noch mal: Man kann meine kritischen Anmerkungen zur verfehlten Corona-Politik Deutschlands und deren Auswirkungen auf Kultur und Gesellschaft überzogen finden, man kann sich am Ton reiben, man muß das alles nicht teilen, und man darf meine Kolumnen auch herzlich doof finden. Alles fein, aber damit hat es sich eben auch. Ich betreibe weder Hetze, noch predige ich Haß, bewege mich immer im Rahmen einer verfassungsrechtlich verbrieften Meinungsfreiheit. Und da ich unerschütterlich an die Rechtsstaatlichkeit dieses Landes glaube, liegt der Fall jetzt in den Händen, in die er gehört: Die Staatsanwaltschaft hat übernommen.

Von ganz schlechtem Kino zu gutem, denn davon gibt es eine ganze Menge in diesem Monat: Die Deutschen sind stark (SCHWEIGEND STEHT DER WALD, KÖNIG HÖRT AUF, WIR SIND DANN WOHL DIE ANGEHÖRIGEN), die Franzosen sowieso (MEINEN HASS BEKOMMT IHR NICHT, TENOR), unbedingt empfohlen sei CRIMES OF THE FUTURE, der neue Cronenberg, und der meisterliche ZEITEN DES UMBRUCHS von James Gray sowieso. Und dann gibt es wieder mal eine dieser Perlen aus Südkorea, die einen stets auf Umwegen erwischen: DIE SCHRIFTSTELLERIN, IHR FILM UND EIN GLÜCKLICHER ZUFALL.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.