Originaltitel: AMERICAN VAGABOND

Finnland/DK 2013, 85 min
Label: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Schwul-Lesbisch, Mockumentary

Regie: Susanna Helke

American Vagabond

„Macht’s gut, ihr Trottel!“ Der Abschied aus dem Kaff Chico ist ein wehender, der 17jährige James kann es kaum erwarten, mit seinem Freund ins Schwulenmekka San Francisco aufzubrechen. Dort angekommen, ist nicht nur nicht alles Gold, was glänzt, die Sorgen sind ganz existentielle: ein Lager im Wald richten, sich vor der Polizei verstecken und wenigstens ein bißchen Stolz bewahren, ohne „Ich bin hungrig“-Schild zu betteln. Willkommen in der schönen, schwulen Welt, die – und das zeigt Susanna Helkes Doku vortrefflich – eben auch eine kaum glamouröse Seite hat: Armut, Obdachlosigkeit, Prostitution. In diesen Teufelkreis geraten die Jungs, die naiv genug waren, ganz normale Wünsche zu äußern: Therapeut lernen, ein Haus bauen, einen Flachbildschirm kaufen und eine Arschabwischmaschine.

Das Gutgläubige macht die Jungs sympathisch, die wenigen inszenierten Szenen fügen sich gut ins rein Dokumentarische. Regelrecht anrührend ist, wenn vom Verstoß durch die Eltern, dem Verrat der ersten Liebe erzählt wird, traurig stimmt, wenn der Bund der beiden Brüche kriegt. Armut essen Seele auf – da ist schon was dran, die Würde frißt sie gleich mit, die Gerechtigkeit ist ohnehin längst auf den Hund gekommen. Deshalb stellt sich beim Zuhörer dieser fast unglaublichen Geschichte auch pure Wut ein, als James durch ignorante, reaktionäre Paragraphenreiterei lebenslang an einem Aktenvermerk laborieren wird: Päderast. Das enttarnt die Seele Amerikas als eine kranke: Das Land sollte seine Jugend schützen und nicht kreuzigen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.