Originaltitel: ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND

USA 2004, 108 min
Label: Constantin

Genre: Drama, Liebe, Schräg

Darsteller: Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Mark Ruffalo, Elijah Wood

Regie: Michel Gondry

Vergiss mein nicht!

Der Alltag lehrt, daß manche entscheidungsbefugte Menschen sich nicht nur für Gott halten; ihre Wege sind meist genauso unergründlich. Als Kinofreund muß man deshalb nicht verstehen, wieso VERGISS MEIN NICHT! in Amerika ein R-Rating (Frei ab 17 Jahren) erhielt und somit in derselben Liga spielt wie zum Beispiel TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Wurde einfach bloß die Dreistigkeit aller Beteiligten bestraft, einen Film gedreht zu haben, welcher ebenso viel abverlangt, wie er zurückgibt?

Unrasiert, augenberingt, energielos - Joel ging’s schon besser. Seine einzige wahre Liebe Clementine hat nicht nur die Beziehung beendet, sondern auch den ihn beherbergenden Teil ihres Gedächtnisses von einem windigen Doktor komplett löschen lassen. In seiner Trauer tut Joel das Gleiche - um während des Eingriffs zu bemerken, wie sehr er doch am Erlebten hängt. Obwohl narkotisiert, nimmt Joels Verstand den Kampf auf, Clementines Andenken zu bewahren, was dazu führt, daß Erinnerung, Vergangenheit und Gegenwart völlig verschmelzen und wechselseitig aufeinander einwirken. Wovon wiederum Clementines Gehirn nicht verschont bleibt. So suchen bald beide im Zeitstrudel nach einem Platz, die gemeinsamen Erinnerungen vor der Elimination zu verstecken.

Mehr zu verraten, wäre gleichermaßen unfair wie unmöglich. Umwerfend originell werden Joel und Clementine auf eine emotionale Tour de Force geschickt, welche ständig neue Überraschungen aus dem Ärmel schüttelt und zudem formal keine Grenzen kennt, wobei Regen im Wohnzimmer oder verzerrte Toneffekte noch triviale Ideen sind. Und selbst wenn dieser Vergleich mittlerweile totgebraucht wurde: Die besten Momente (unter anderem findet sich Joel im eigenen Kopf wieder) hätten sogar im Universum eines David Lynch ihre Existenzberechtigung.

Was aber nun wirklich niemand zu glauben wagte: Jim Carrey kann seine burlesken Frühwerke glatt vergessen machen. Mimisch selten ausfällig, dafür ergreifend linkisch brilliert er als Sympathie-Zentrum dieses kleinen Meisterstücks, dessen Fokus jeder Verschachtelung zum Trotz kitschfrei und intensiv stets auf der einzigartigen Macht der Liebe liegt. Und das aus Hollywood? Ein weiteres Rätsel ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...